Full text: Gedanken und Erinnerungen. Neue Ausgabe. Dritter Band. (3)

Der Entwurf zu dem Abschiedsgesuch. 97 
  
können, wenn ihm die Autorität, welche die Ordre von 1852 
verleiht, mangelte. Bei jedem meiner Nachfolger wird dies 
Bedürfniß noch stärker hervortreten wie bei mir, weil ihm 
nicht sofort die Autorität zur Seite stehn wird, die mir ein 
langjähriges Präsidium und das Vertrauen der beiden hoch- 
seligen Kaiser verliehen hat. Ich habe bisher niemals das 
Bedürfniß gehabt, mich meinen Collegen gegenüber auf die 
Ordre von 1852 ausdrücklich zu beziehen. Die Existenz der- 
selben und die Gewißheit, daß ich das Vertrauen der hoch- 
seligen Kaiser Wilhelm und Friedrich besaß, genügten, um 
meine Autorität im Collegium sicher zu stellen. Diese Gewiß- 
heit ist heut aber weder für meine Collegen noch für mich 
selbst vorhanden. Ich habe deshalb auf die Ordre von 1852 
zurückgreifen müssen, um die nöthige Einheit des Dienstes 
Euerer Majestät sicher zu stellen. 
Aus vorstehenden Gründen bin ich außer Stande, Euerer 
Majestät Befehl auszuführen, laut dessen ich die Aufhebung 
der vor Kurzem von mir neu in Erinnerung gebrachten Ordre 
von 1852 selbst herbeiführen und contrasigniren, trodem aber 
das Präsidium des Staatsministeriums weiterführen soll. 
Nach den Mittheilungen, die mir der Generallieutenant 
von Hahnke und der Geheime Cabinetsrath von Lucanus 
gestern gemacht haben, kann ich nicht im Zweifel darüber sein, 
daß Euere Majestät wissen und glauben, daß es für mich 
nicht möglich ist, die Ordre aufzuheben und dennoch Minister- 
präsident zu bleiben. Dennoch haben Euere Mcjestät den mir 
am 15. d. M. gegebenen Befehl aufrecht erhalten und mir in 
Aussicht gestellt, mein dadurch nothwendig werdendes Ent- 
lassungsgesuch zu genehmigen. 
Nach früheren Besprechungen, die ich mit Euerer Moajestät 
über die Frage hatte, ob Allerhöchstdenselben mein Verbleiben 
im Dienste unerwünscht sein würde, durfte ich annehmen, daß 
es Allerhöchstdenselben genehm sein würde, wenn ich auf meine 
Otto Zürst von Bismarck, Gedanken und Erinnerungen. III.
	        
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