Der Entwurf zu dem Abschiedsgesuch. 90
mit dem Euere Majestät die Rückgabe der Berichte des Consuls
in Kiew gestern begleiteten, in der Unmöglichkeit sein, die Aus-
führung der darin von Euerer Majestät vorgeschriebnen An-
ordnungen bezüglich der auswärtigen Politik zu übernehmen. Ich
würde damit alle die für das Deutsche Reich wichtigen Erfolge
in Frage stellen, welche unfre auswärtige Politik seit Jahrzehnten
im Sinne der beiden hochseligen Vorgänger Euerer Mojestät
in unfren Bezlehungen zu Rußland unter ungünstigen Ver-
hältnissen erlangt hat und deren über Erwarten große Be-
deutung für die Gegenwart und Zukunft Graf Schuwalow mir
nach seiner Rückkehr von Petersburg soeben bestätigt hat.
Es ist mir bei meiner Anhänglichkeit an den Dienst des
Könglichen Hauses und an Euere Majestät und bei der
langjährigen Einlebung in Verhältnisse, welche ich für dauernd
gehalten hatte, sehr schmerzlich, aus den gewohnten Beziehungen
zu Allerhöchstdenselben und zu der Gesammtpolitik des Reichs
und Preußens auszuscheiden; aber nach gewissenhafter Er-
wägung der Allerhöchsten Intentionen, zu deren Ausführung
ich bereit sein müßte, wenn ich im Dienste bliebe, kann ich
nicht anders als Euere Majestät allerunterthänigst bitten,
mich aus dem Amte des Reichskanzlers, des Minister-
präsidenten und des Preußischen Ministers der Aus-
wärtigen Angelegenheiten in Gnaden und mit der
gesetzlichen Pension entlassen zu wollen.
Nach meinen Eindrücken der letzten Wochen und nach den
Eröffnungen, die ich gestern aus den Mittheilungen von Euerer
Majestät Civil= und Militär-Cabinet entnommen habe, darf
ich in Ehrfurcht annehmen, daß ich mit diesem meinem Ent-
lassungsgesuche den Wünschen Euerer Majestät entgegenkomme
und also auf eine huldreiche Bewilligung meines Gesuches mit
Sicherheit rechnen darf.
Ich würdc die Bitte um Entlassung aus meinen Aemtern
schon vor Jahr und Tag Euerer Mgjestät unterbreitet haben,