Full text: Gedanken und Erinnerungen. Neue Ausgabe. Dritter Band. (3)

Ausgabe der Politik. Besorgter Blick in die Zukunst. 157 
  
nach Jahren, vielleicht in einem unbequemen Momente, wo 
dann im Rückblicke auf die bei uns angerichteten Schäden sich 
das Urtheil empfindlich fühlbar machen kann, daß wir unter 
einer ausbeutenden Einmischung Oestreichs in unfre innere Ge- 
setzgebung gelitten haben :#). 
Die Art, wie die überlegene weltmännische Routine des 
Fürsten Schwarzenberg in Olmütz und in den Dresdner Con- 
ferenzen der damaligen preußischen Vertretung gegenüber von 
Oestreich benutzt wurde, hat wesentlich zur Herstellung einer 
Situation beigetragen, welche sich schließlich im Wege freund- 
licher Bundesgenossenschaft nicht mehr lösen ließ. 
Ueber die Fehler, welche in der auswärtigen Politik be- 
gangen wurden, wird sich die öffentliche Meinung in der Regel 
erst kllar, wenn sie auf die Geschichte eines Menschenalters 
zurückzublicken im Stande ist, und die Achivi qui plectuntur 
sind nicht immer die unmittelbaren Zeitgenossen der fehlerhaften 
Handlungen. Die Aufgabe der Politik liegt in der möglichst 
richtigen Voraussicht dessen, was andre Leute unter gegebnen 
Umständen thun werden. Die Befähigung zu dieser Voraus- 
sicht wird selten in dem Maße angeboren sein, daß sie nicht, 
um wirksam zu werden, eines gewissen Maßes von geschäft- 
licher Erfahrung und Personalkenntniß bedürfte, und ich kann 
mich beunruhigender Eindrücke nicht erwehren, wenn ich be- 
denke, in welchem Umfange diese Eigenschaften in unseren lei- 
tenden Kreisen verloren gegangen sind. Jedenfalls sind sie 
augenblicklich in Wien reichlicher vorhanden als bei uns und 
ist deshalb die Befürchtung gerechtfertigt, daß die Interessen 
Oestreichs bei Vertragsabschlüssen mit mehr Erfolg wahr- 
genommen werden als die unserigen. 
) Finanzieller Schaden, Zoll-Verzicht auf 40 Millionen jährlich; 
Centrum, Polen, Socialisten — Freunde Caprioi's. 
.
	        
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