Full text: Gedanken und Erinnerungen. Neue Ausgabe. Dritter Band. (3)

168 Anlagen. 
  
Nach dem Gesagten nehme er an, daß er mit seinen Collegen 
nicht mehr in voller Uebereinstimmung sei und daß er das 
Vertrauen Sr. Majestät nicht mehr in ausreichendem Maße 
besitze. Er freue sich, wenn ein König von Preußen selbst 
regiren wolle, erkenne selbst die Nachtheile seines Rücktritts 
für die öffentlichen Interessen, er sehne sich auch nicht nach 
einem arbeitslosen Leben, seine Gesundheit sei jetzt gut, aber 
er fühle, daß er Sr. Majestät im Wege sei, daß an Aller- 
höchster Stelle sein Rücktritt gewünscht werde, und darnach 
habe er mit Recht seine Dienstentlassung erbeten. 
Der Herr Vice-Präsident des Staatsministeriums erklärte, 
daß ihn und gewiß alle seine Collegen diese Mittheilungen tief 
betrübten. Er habe bis jetzt gehofft, daß zwischen Sr. Majestät 
und dem Herrn Minister-Präsidenten nur auf dem Gebiet der 
innern Politik Meinungsverschiedenheiten beständen und daß 
daher der von Sr. Durchlaucht neulich angedeutete Weg, sich 
auf die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten beschränken 
zu wollen, eine geeignete Lösung sein werde. Der Rück- 
tritt Sr. Durchlaucht aus allen Aemtern bedeute unab- 
sehbare Schwierigkeiten, und wenn er auch den Unmuth Sr. 
Durchlaucht begreiflich finde, könne er doch nur dringend 
bitten, den Weg eines Ausgleichs, wenn irgend möglich, zu 
betreten. 
Der Herr Minister-Präsident bemerkte, der Ausweg, daß 
er aus dem preußischen Staatsdienst ausscheide und sich auf 
die Stellung als Reichskanzler beschränke, sei bei den ver- 
bündeten Regirungen und im Reichstage auf Bedenken ge- 
stoßen. Dort wünsche man, daß der Reichskanzler in einer 
amtlichen Stellung sich befinde, in welcher er die Abgabe der 
preußischen Stimme leite, und er würde auch die Stellung 
nicht einnehmen können, vom preußischen Staatsministerium 
Instructionen zu empfangen, bei deren Feststellung er nicht 
mitgewirkt habe. Auch dieser, neulich von ihm selbst vor- 
 
	        
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