Flügeladjutant v. Biĩssing an Graf H. Bismarck, 22. Juni 1888. 171
III.
Flügeladjutant v. Bissing an Graf Herbert Bismarck.
(Vgl. oben S. 142.)
Marmor-Palais, den 22. Juni 1888.
Euer Excellenz
beehre ich mich im Allerhöchsten Auftrage ganz gehorsamst mit-
zutheilen, daß Se. Majestät der Kaiser und König von ver-
schiedenen Artikeln in Berliner Zeitungen Kenniniß genommen
hat, welche Allerhöchstdenselben auf das Unangenehmste be-
rührt haben.
Vornehmlich sind dieß ein Artikel des Berliner Tageblatts,
Abend-Ausgabe vom 20. ds. Mts., Artikel der Berliner Zei-
tung und der Berliner Presse, beide vom 21. Juni, welche ge-
schrieben scheinen, um die Welt glauben zu machen, daß ein
Zwiespalt zwischen Sr. Majestät und dem Fürsten Reichs-
kanzler in Betreff des General-Quartiermeisters Grafen Walder-
see besteht; auch ähneln diese Artikel in ihrer Absicht mehr oder
weniger denen, welche vor dem plötzlichen Sturze des Ministers
von Puttkamer von den freisinnigen Zeitungen gebracht wurden.
Während auf der einen Seite jene Artikel, und im beson-
dren der des Berliner Tageblatts, gegen den Fürsten Reichs-
kanzler selbst gemünzt sein dürften, wollen dieselben andrer-
seits augenscheinlich den Glauben erwecken, als ob Frictionen
in den maßgebenden Regirungskreisen auch jetzt beständen be-
ziehungsweise im Anzuge wären, wie sie während der kurzen
Regirungszeit des eben verstorbenen Kaisers wiederholt von
den Zeitungen gemeldet wurden .
Da die von den Artikeln berührte Frage der auswärtigen
Politik ein brennendes Interesse für die ganze Welt hat, so
) Randbemerkung Bismarcks: aber nicht Statt fanden