Brief des Prinzen, Berliner Stadtmission betrefsend. —9
zu vereinen, um dadurch jeden politischen Gedanken fern zu
halten und auf diese Weise möglichst viele verschiedene gute
Elemente zu gemeinsamer christlicher Arbeit anzufeuern. Daß
es gerade mir in meiner schwierigen, verantwortungsvollen und
dornenvollen Lage daran gelegen sein mußte, einer solchen Sache
keinen politischen Anstrich zu geben, versteht sich doch wohl von
selbst. Auf der anderen Seite aber bin ich davon durchdrungen,
daß eine Vereinigung dieser Elemente zu dem genannten Zweck
ein anzustrebendes Ziel ist, welches das wirksamste Mittel zur
nachhaltigen Bekämpfung der Socialdemokratie und des Anar—
chismus bietet. Die in den einzelnen großen Städten des Reichs
bereits bestehenden Stadtmissionen scheinen mir dazu die ge—
eigneten Werkzeuge.
Ich begrüßte es daher mit Freuden, daß in der Versamm-
ung von den verschiedensten Seiten, besonders von Liberalen
— v. Benda 2c. — der Vorschlag gemacht wurde, das beab-
sichtigte Werk auf alle Großstädte der Monarchie gleichmäßig
auszudehnen. So würde die Berliner Stadimission nur ein
gleichberechtigtes Glied in einer Kette vieler anderer gleichstehen-
der Stadtmissionen sein und keine bevorzugtere Rolle haben als
Magdeburg oder Stettin.
Dadurch wird der Verdacht hoffentlich beseitigt werden, der
durch die absichtlichen Entstellungen der Presse sofort künstlich
wachgerufen ward, als ob es sich um eine specifisch Stöcker'sche
Sache handele. Dazu kommt, daß die Absicht ist, die ver-
einigten Stadtmissionen unter Aussicht und Leitung eines hervor-
ragenden Geistlichen — der ebenfalls Mitglied des Arbeits-
comité's, in dem die voraufgeführten Minister sind, sein würde —,
jedenfalls nicht Stöcker zu stellen. So würde die Berliner
Stadtmission bez. der gefürchtete Stöcker in die Linie aller
Anderen zu stehn kommen und er nicht mehr bei der Sache,
die das Comite führt, betheiligt sein als das Haupt der Stadt-
mission zu Leipzig oder Hamburg oder Stettin. Die Berliner