Brief des Prinzen, einen Erlaß an die Reichsfürsten betreffend. 13
fürsten. Der Standpunkt, von welchem aus ich geschrieben
habe, ist kurz folgender:
Das Kaiserthum ist noch neu, der Wechsel in demselben
der erste, welcher sich ereignet. Bei diesem geht die Macht
von einem mächtigen, in der Geschichte des Aufbaues und der
Gründung des Reiches hervorragend betheiligten Fürsten an
einen jungen ziemlich unbekannten Herrn. Die Fürsten sind
fast alle der Generation meines Vaters angehörig, und ist es
menschlich gedacht ihnen nicht übel zu nehmen, wenn ihnen es
zum Theil sauer ankommt, unter den neuen so jungen Herrn
zu treten. Daher muß die von Gottes Gnaden herstammende
Erbfolge als ein selbständiges fait accompli den Fürsten gegen-
über betont werden, und zwar so, daß sie keine Zeit haben,
viel darüber zu grübeln. Daher ist mein Gedanke und der
Wunsch dahin lautend, daß, nach Durchsicht seitens Ew. Durch-
laucht und eventueller Amendirung, an jeder Gesandtschaft diese
Proclamation versiegelt deponirt und im Falle meines Regirungs-
antritts sogleich durch die Gesandten den betreffenden Fürsten
übergeben werde. Mein Verhältniß zu allen Vettern im
Reich ist ein recht gutes, ich habe mich mit fast jedem im
Laufe der Zeit über die Zukunft beredet und durch meine Ver-
wandtschaft mit dem größten Theil der Herren eine sehr an-
genehme Basis des freundschaftlichen Verkehrs herauszubilden
gesucht. Das werden Ew. Durchlaucht in dem Passus erkennen,
wo von der Unterstützung durch Rath und That die Rede ist,
d. h. die alten Onkels sollen dem lieben jungen Neffen nicht
Knüppel zwischen die Beine stecken! Ich habe betreffs der Stel-
lung eines zukünftigen Kaisers öfters mit meinem Herrn Vater
Meinungsaustausch gehabt, wobei ich sehr bald sah, daß wir sehr
verschiedener Ansicht seien. Ersterer war stets der Meinung, er
habe allein zu commandiren und die Fürsten hätten zu pariren,
während ich die Ansicht vertrat, man müsse die Fürsten nicht
als einen Haufen Vasallen, sondern mehr als eine Art von