Full text: Gedanken und Erinnerungen. Neue Ausgabe. Dritter Band. (3)

14 Erstes Kapitel: Prinz Wilhelm. 
  
Collegen ansehen, deren Wort und Wunsch man ruhig mithören 
müsse; ob man sie erfülle, das sei etwas andres. Mir wird 
es leicht werden per Neffe zu Onkel mit diesen Herren, sie 
durch kleine Gefälligkeiten zu gewinnen und durch etwaige Höf- 
lichkeitsbesuche zu kirren. Habe ich sie erst von meinem Wesen und 
Art überzeugt und in die Hand mir gespielt, nun dann pariren 
sie mir um so lieber. Denn parirt muß werden! Aber besser, 
es geschieht aus Ueberzeugung und Vertrauen als gezwungen! 
Indem ich schließe, spreche ich die Hoffnung aus, daß Ew. 
Durchlaucht den gewünschten Schlaf wieder gefunden haben 
mögen, und bleibe stets 
Ihr 
treu ergebener 
Wilhelm Prinz von Preußen.“ 
Ich faßte die Beantwortung beider Briefe in nachstehendem 
Schreiben zusammen. 
„Friedrichsruh, den 6. Januar 1888. 
Ew. Königliche Hoheit wollen mir huldreich verzeihn, daß 
ich Hochdero gnädige Schreiben vom 29. November und 
21. December nicht schon beantwortet habe. Ich bin von 
Schmerzen und Schlaflosigkeit so matt, daß ich nur schwer die 
täglichen Eingänge bewältige, und jede Arbeitsanstrengung 
steigert diese Schwäche. Ich kann Ew. auf diese Briefe nicht 
anders als eigenhändig antworten, und meine Hand leistet mir 
den Schreibedienst nicht mehr so leicht wie früher. Außerdem 
müßte ich, um gerade diese Briefe in einer befriedigenden Art 
zu beantworten, ein historisch-politisches Werk schreiben. Nach 
dem guten Sprichwort, daß das Beste des Guten Feind ist, 
will ich aber lieber jetzt insoweit antworten, wie meine Kräfte 
reichen, als länger in unehrerbietigem Schweigen bessere Kräfte 
abwarten. Ich hoffe in Kurzem in Berlin zu sein und dann
	        
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