Ergebniß der Abmahnung. Waldersee. Caprivi. 25
Werke zunächst auf wenigere und weniger exclusive Kreise be-
schränkt wurde. Die Thatsache, daß die von mir gemißbilligte
Inscenirung im gräflich Waldersee'schen Hause stattgesunden
hatte, trug dazu bei, diese hervorragende Persönlichkeit in der
prinzlichen Umgebung noch mehr zu verstimmen, als ohnehin
der Fall war. Ich war früher mit ihm von langer Zeit be-
freundet gewesen und hatte ihn in dem französischen Kriege als
Soldaten und politischen Bundesgenossen schätzen gelernt, so daß
mir später der Gedanke nahe trat, ihn dem Kaiser zu militäri-
schen Stellungen politischer Natur zu empfehlen. Bei näheren
dienstlichen Berührungen mit dem Grafen wurde ich über seine
politische Verwendbarkeit zweifelhaft, und als Graf Moltke in
seiner Stellung an der Spitze des Generalstabs eines Adlatus
bedurfte, hatte ich Veranlassung, die Meinung militärischer Kreise
zu erforschen, bevor ich dem Kaiser meine von ihm befohlene
Ansicht unter breitete. Das Ergebniß war, daß ich die Aufmerk-
samkeit Sr. Majestät auf den General von Caprivi lenkte, ob-
schon ich wußte, daß dieser nicht eine gleich gute Meinung von
mir hatte, wie ich von ihm. Mein Gedanke, daß Caprivi der
Nachfolger Moltke's werden solle, scheiterte im letzten Grunde,
wie ich glaube, an der Schwierigkeit, zwischen zwei so selbstän-
digen Charakteren, wie die genannten beiden, den modus vivendi
herzustellen, der bei einer dualistischen Leitung des Generalstabs
nöthig war. Diese Aufgabe schien den höchsten Kreisen leichter
lösbar, indem die Stellung eines Adlatus des Grafen Molike
dem General von Waldersee übertragen wurde: dieser wurde
durch seine neue Stellung dem Monarchen und dessen Nach-
solgern auf dem Thron näher gerückt. Auf dem Gebiete nicht-
militärischer Politik wurde in weitern Kreisen sein Name, und
zwar in Verbindung mit dem Hofprediger Stöcker, zuerst be-
kannt durch die in seinem Hause abgehaltenen Besprechungen
über innere Mission. —
Am Szyloesterabend 1887 sand mein Sohn auf dem Lehrter