34 Zweites Kapitel: Großherzog von Baden.
Protest gegen jede Voraussetzung amtlichen Uebelwollens in der
Veröffentlichung eines neuen und einlenkenden Artikels in der
„Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“. Erinnerlich ist mir, daß
es sich um die Beurtheilung irgend einer Maßregel des badischen
Staatsministeriums handelte und daß die Empfindlichkeit des
Großherzogs mich vermuthen ließ, daß derselbe sich in dem
fraglichen Falle an den Staatsgeschäften persönlich eingreifender
betheiligt hatte, als er es sonst mit der Beobachtung constitutio-
neller Maxime vereinbar hielt.
Aus Berliner und Karlsruher Hofkreisen ist es mir als
Veranlassung zu dem Wechsel, der in der Stimmung des Groß-
herzogs während der letzten Zeit meiner amtlichen Thätigkeit
vorgegangen zu sein scheint, bezeichnet worden, daß ich bei An-
wesenheiten desselben in Berlin im Drange der Geschäfte ihm
und seiner Gemahlin gegenüber den im Hofleben üblichen Ver-
kehr nicht ausreichend gepflegt habe. Ich weiß nicht, ob das
richtig ist, und es entzieht sich meiner Beurtheilung, in wieweit
badische Hofintriguen gewirkt haben, als deren Mundstück mir
außer Roggenbach der Hofmarschall von Gemmingen bezeichnet
worden ist, mit dessen Tochter der Freiherr von Marschall ver-
heirathet ist. Es ist möglich, daß der letztere, badischer Staats-
anwalt, demnächst Vertreter Badens im Bundesrathe, mit dem
Vorsitz im Auswärtigen Amte des Deutschen Reiches seine
Laufbahn nicht für abgeschlossen hält; und Thatsache ist, daß
zwischen ihm und Herrn von Boetticher sich in den letzten
Zeiten meiner Amtsführung eine Intimität entwickelt hatte,
der ein gemeinsames weibliches Interesse für Rangfragen zum
Grunde lag.
Wenn auch unter der wiederkehrenden Verstimmung das
Wohlwollen des Großherzogs für mich allmählich erkaltet ist,
so glaube ich doch nicht, daß er mit Bewußtsein auf meine Ent-
fernung aus dem Amte hingearbeitet hat. Seine Einwirkung