Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

14 tönig Friedrich Augus 1. 1806—1813. 
Gedanken, durch eine Heirath zwischen seinem Bruder Jerôme 
und der einzigen Tochter des Königs Friedrich August, auf 
welche die Thronfolge in Sachsen übertragen werden solle, 
dieses und Westfalen zu einem Reiche zu verschmelzen. Die 
Prinzessin Auguste, die schon als neunjähriges Kind der Gegen- 
stand politischer Combinationen gewesen war, wurde damals 
kurz binter einander von verschiedenen Seiten umworben. 
Nachdem ein Antrag des Großherzogs von Würzburg sich zer- 
schlagen hatte, war es ver Wunsch der königlichen Familie, sie 
mit ihrem Oheim, dem Prinzen Maximilian, zu vermählen; 
doch scheiterte derselbe an dem Widerwillen der Prinzessin. Da 
trat im Frühjahr 1807 Kaiser Franz von OÖsterreich durch 
Vermittlung seiner mit dem Prinzen Anton vermählten Schwester 
Therese als Bewerber auf; so erwünscht er aber auch als 
solcher dem Könige war, so wagte dieser doch nicht ohne Napoleons 
Genehmigung sein Jawort zu geben 1½), und da derselbe die Ver- 
bindung für den Augenblick nicht passend fand, so genügte dies, 
um den Antrag zurückzuweisen. Dafür machte nun Napoleon 
dem König obigen Vorschlag; weil aber letzterer in seiner 
Rechtlichkeit vor einer Verletzung der Erbrechte seiner Brüder 
und Neffen zurückscheute, so wurde der ganze Plan ebenso schnell 
wieder fallen gelassen, als er entstanden war. 
Jene Convention vom 22. Juli setzte ferner den König in 
den Besitz des Herzogthums Warschau, welches am 17. Sep- 
tember zu Berlin von dem Generalintendanten Daru dem 
Grafen Gutakowski als sächsischem Commissar formell übergeben 
wurde. Die Constitution, die Napoleon unter Mitwirkung 
etlicher polnischer Magnaten vieser seiner Schöpfung verliehen 
hatte, war vollständig nach französischem Zuschnitt; das Herzog- 
thum zerfiel in sechs Departements mit Präfecten, Unterpräfecten 
und Maires, mit Departements-, Districts= und Municipal- 
räthen, der Code Napoléon wurde eingeführt; an der Spitze 
der Verwaltung stand ein aus fünf Ministern gebildeter Staats- 
rath, zu dessen Präsidenten Graf Stanislaus Malachowski, 
1) Bgl. Anhang, Nr. 1.
	        
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