der Arbeit und mit hungerndem Magen verflossen. Da der
grothant verdorben war, konnte nichts verabreicht werden. Den
andern Tag „flaute der Wind ab“, wir konnten unser Zeug trocknen,
aber dem Ragen nichts anbieten. Wir fuhren deshalb nach Apen-
rade zurück, warfen Anker und machten einen Kutter klar, um ans
Land zu fahren und Proviant einzukaufen. Der. Zahlmeister kam
auch mit schönen Portionen zurück. Diese wollten jedoch bei unseren
ausgehungerten Magen nicht zulangen. Der andere Tag war ein
Sonntag, wir wurden alle bis auf die Wache beurlaubt und konnten
ans Land gehen. Hier amüsierten wir uns alle köstlich; wir borgten
uns von den Einwohnern Säcke, Taue usw., begaben uns auf einen
freien Platz und vergnügten uns mit Sacklaufen, Tauziehen, Wett-
laufen, Wurstschnappen, Hahnenkampf und verschiedenen anderen
Spielen. Da einige Faß Bier gespendet wurden, waren die Erleb-
nisse der vergangenen Woche wieder vergessen, und wir kamen alle
vergnügt an Bor zurück. Die nächste Woche fing aber wieder sehr
gut an; wir mußten 4 Tage lang Sperren werfen und aufnehmen;
wie es dabei zugeht, habe ich schon oben erwähnt. Von hier aus
fuhren wir nach der Insel Alsen, wo wir uns vor Anker legten:
auch hier wurden wir beurlaubt. Wir besuchten die berühmten
Düppler Schanzen. Bei dieser Gelegenheit hielt einer aus unserer
Mitte über die Erstürmung der Düppler Schanzen einen Vortrag,
welcher einen großen Eindruck auf uns alle machte, da wir die
Stellen, wo diese Ereignisse sich abgespielt hatten, in Augenschein
nehmen konnten. Auch die Gräber der Gefallenen besuchten wir:
manches Auge wurde trübe, als unser Redner auf den Heldenmut
der hier ruhenden Krieger hinwies. Voll von den neuen Eindrücken
kehrten wir des Abends an Bord zurück. Eine frohe Stimmung
wollte an diesem Tage nicht mehr aufkommen.
Am andern Morgen fuhren wir nach Kiel zurück. S. M. S. „Nhein“
mußte außer Dienst gestellt werden, da es ziemlich mitgenommen
worden war. Der Kommandant hielt eine Ansprache an die Mann-
schaften, lobte dieselbe über ihr tapferes Verhalten und brachte
hierauf drei Hurra auf Se. Majestät aus. Dann wurde die Flagge
niedergeholt, und wir bezogen die Kaserne. -
83. Ein Landungsangriff.
Die Küstenforts sind schon längst besetzt, alles gefechtsbereit, in
dem Vorterrain Feldwachen, Posten und Patrouillen ausgestellt.
Die Sperren sind gelegt, Torpedobatterien versenkt. Hinter den
Sperren befinden sich unsere Küstenpanzer sowie Torpedoboote.
Gestern wurde in der Nordsee eine große feindliche Flotte „gesichtet“,
welche den Kurs nach unserer Küste batte. Vor einer Stunde kam
ein Aviso und meldete, daß der Feind im Anzuge sei. Wir waren
alle ausgeregt und strengten unsere Augen an, um den Feind zuerst
zu sehen. Dies hatte jedoch keinen Zweck; denn von dem Entfer-
mungsmesser waren schon längst Rauchwolken am Horizonte beobachtet
worden, die darauf schlossen, daß der Feind im Anzuge sei. Es
dauerte nicht lange, da sah man auch einzelne Punkte, welche mit
jeder Minute an Größe zunahmen. Der Feind kam in Kiellinie an
d. h. hintereinander mit ungefähr 300 Meter Abstand. Auf 1000.