Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Heinrich der Altere von Ellenburg. 91 
Orlamünde), die brabantische Adela, die den milden, wohlge- 
sinnten Mann zu mancher Unbill reizte und ihren Stiefsohn 
Dedo (dem gegen solche Todesart das von Otto von Baiern 
aus Ungarn erhaltene Marsschwert Attilas wenig helfen konnte) 
ermorden ließ 1). Ein anderer Sohn, Konrad, wurde von den 
Slaven (paganis) erschlagen. So hinterließ Dedo (1075) nur 
noch einen Sohn, Heinrich, wohl aber mehre Tächter, von 
denen Adela den Markgrafen Ernst von Osterreich heirathete — die 
erste von so vielen Verbindungen zwischen Sachsen und Oster- 
reich — und ihm Leopold den Schönen gebar, die andere, Agnes, 
den sächsischen Pfalzgrafen Friedrich aus dem Hause Gosek nahm: 
So war dies Haus bereits noch vor dem Eintritte in die 
meißner Mark ein mächtiges und reiches zu nennen, indem eine 
Anzahl bedeutender Grasschaften und Schlösser in Thüringen, 
in der Ostmark, im Schwaben= und Hessen-Gau ihm zustand, 
und endlich eine Markgrafschaft und die Verwandtschaft mit 
den bedeutendsten Großen des östlichen Deutschlands. 
Heinrich der ältere, von Eilenburg, seinem ge- 
wöhnlichen Hauptsitze und daher auch gewissermaßen der Haupt- 
stadt der Ostmark, beigenannt, war als Knabe noch der Haft, in 
welcher er zugleich mit Udos von Nordsachsen Sohne von Eberhard 
von Nellenburg für den König als Geisel gehalten wurde, zu 
Pferd und zu Wasser glücklich nach Mainz enrkommen und war 
wohl unter mütterlicher und dann unter seines Oheims Thimo 
Vormundschaft erwachsen. Aber König Heinrich hatte nicht nur 
1075 die Ostmark, sondern auch später Ekberts meißner Mark 
dem Wratislav von Böhmen zugesagt, und dieser in Meißens 
Nachbarschaft das Schloß Guozdek (Wossen, Coswig?) angelegt, 
nach Sitte jener Zeit Schlösser mit Schlössern zu erobern. 
) Lib. d. gente Com. Wettin. ed. Eckstein, p. 184: „In pueritia 
Por posteriora confossus interüt.“ — ag. 1069, nicht, wie Ann. Sax. au- 
giebt, 1070; vgl. Cod. dipl. Sax. II, 1. No. 30. Umständlicher Lambert: 
Das Gerücht habe die Stiefmutter der That bezüchtigt. Dedo habe bei 
dem Kaiser sehr in Gunst gestanden, weil er sich gegen den eignen Vater 
aufgelehnt. Doch wären auch über seinen Tod Kirchen und Klöster hoch 
erfreut gewesen, die von dem herrsch- und babsüchtigen Dedo Alles be- 
fürchtet hätten. . 
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