Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Heinrich der jüngere von Eilenburg. 93 
sich Graf von Brene nannte 1) und dann auch viesen Namen 
mit dem eines Grafen von Wettin, der hier zum ersten Male 
erscheint, vertauschte. Die Nachricht einer späten Quelle, daß 
nach Heinrichs von Eilenburg Tode der König die Mark für 
erledigt gehalten und sie im Feldlager dem Thimo feierlich zu 
Lehen gegeben, daß aber dieser unmittelbar darauf den Tod 
gefunden habe, verdient keine Beachtung. Nicht minder ist die 
Erzählung der folgenden Ereignisse unverkennbar mit vielerlei 
sagen- und anekdotenhaften Zügen ausgeschmückt. 
Um, so heihßt es, dem von Thimos Söhnen, Dedo und 
Konrad, verbreiteten Gerüchte, als sei ihre Schwangerschaft nur 
ein unbegründetes Vorgeben, entgegenzutreten, rief Gertrud ihre 
Leute und Dienstmannen zusammen und entblößte ihren hoch- 
schwangern Leib. Für ihren nachgeborenen Sohn Heinrich 
den jüngeren von Eilenburg führte sie bis an ihren Tod 
(1117) die Regentschaft. Die thimonische Partei sprengte später 
aus, daß der junge Heinrich nur der gegen ein von Gertrud 
geborenes Mädchen untergeschobene Sohn eines Koches sei, 
worüber noch blutiger Zwist erfolgte, da einer von Konrads 
Leuten es vor dem Altare eldlich betheuerte, daß dem so sei, 
dafür aber in Stücken gehauen wurde. 
So lange die alte Markgräfin Gertrud lebte, war der 
junge Heinrich durch ihre Erbgüter, durch ihr eigenes wie durch 
ihres Schwiegersohnes Lothar Ansehen zu wohl geschützt, als 
daß Kourad etwas gegen ihn hätte ausrichten können, und 
Herzog Lothar fühlte sich ebenso durch seine Grundsätze wie 
durch seinc verwandtschaftliche Stellung als Gatte von Hein- 
richs Stiefschwester und Vetter Konrads zum Vermittler in 
diesem Familienzerwürfniß berufen, was um so nöthiger war, 
als auch der Kaiser aus dem Gerüchte von Heinrichs Unecht- 
heit Vortheil zu ziehen suchte, um, wie es scheint, die Mark 
cinem seiner ergebenen Anhänger zu verleihen ). Erst nach 
Gertruds Tode nannte sich Konrad in Urkunden „Markgraf“. 
1) Lepsius, Gesch. d. Bisch. v. Naumburg, S. 334, u. Leukfeld, 
Antiqu. Halberst., p. 679, a. 1053. 
2) Damit hängt vielleicht zusammen, daß Heinrich mit dem Haupte 
(. u. S. 100) bei Ann. Sazro ad a. 1116 „de Misna“ genannt wird. 
1117
	        
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