Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

1108 
1100 
98 Wiprecht von Groitsch. 
seinem Schwager Wiprecht und dieser machte sich nun zum 
Werkzeuge, das des Kaisers Person in seiner Feinde Hände 
lieferte. Er führte ihn an den Rhein, er und der Erzbischof 
von Trier brachten ihn in Böckelheim durch ihre Drohungen da- 
bin, daß er die Reichsinsignien auslieferte, er war unter des 
jungen Königs Gesandten, die den Papst nach Deutschland ein- 
laden sollten. Fortan hielt sich Wiprecht viel um die Person 
des neuen Königs auf. Nach seiner Judith Tode 1108 vermählte 
sich Wiprecht mit Kunos von Beichlingen Wittwe Kunigunde 
(einer Tochter des Markgrafen Otto von Orlamünde, deren 
Schwestern Albrecht der Ballenstädter und Ekbert II. gehabt 
hatten, sowie sie selbst in erster Ehe einem Fürsten Rußlands 
vermählt gewesen) und seinen gleichnamigen Sohn mit Kuni- 
gundens ebenso genannter Tochter. Mit ihr erhielt Wiprecht 
die Vogtei des Klosters Oldisleben und bauete das Kloster 
Reinersdorf an der Unstrut. 
Wie einst die Verwandtschaft mit dem böhmischen Herzogs- 
hause Wiprecht zum Anhänger Heinrichs IV. gemacht hatte, so 
führte sie jetzt seinen Bruch mit Heinrich V. herbei. Ein 
Thronstreit zwischen Borivoi und Swatopluk erschien diesem 
als erwünschte Gelegenheit das gesunkene königliche Ansehen über 
Böhmen wiederherzustellen, indem er sich anfangs zwar für 
Borivoi erklärte und Wiprecht ihn nach Prag zurückzuführen 
beauftragte, ihn aber trotzdem bald nachher, wie es scheint mit 
berechneter Zweideutigkeit, wieder aufgab. Allein nicht lange, 
so, bot sich Wiprecht Gelegenheit Vergeltung zu üben. Auf 
dem Feldzuge, den Heinrich 1109 gegen Polen unternahm, 
wurde Swatopluk vor Glogau von einem Unbekannten ermordet, 
worauf die Böhmen alsbald nach Hause zogen; dadurch gerieth 
das deutsche Heer in so üble Lage, daß Heinrich Wiprechts 
Vermittelung mit dem Polenherzog, dessen Oheim er war, an- 
rief. Als Preis derselben forderte derselbe seines Schwagers 
Wiedereinsetzung. Die Noth zwang den König einzuwilligen. 
Da aber mittlerweile von einer andern Partei in Böhmen 
Wladislav, Borivois Bruder, erhoben worden war, so forderte 
er die Streitenden nebst. Wiprechts gleichnamigem Sohne, der 
Borivoi bewaffueten Beistand geliehen hatte, vor sich nach Noki-
	        
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