Wiprecht aon Groittzsch. 101
zu Halle, als in der Nacht das Feuer in seinem Schlafgemach
die Streu ergriff und Wiprecht erwachend ohne fremde Hilfe
halbnackt das Feuer mit den Füßen austrat. Schwer beschä-
digt ließ er sich nach Pegau und Groitzsch bringen, legte auf den
Rath der benachbarten Bischöfe Arnold von Merseburg, Rich-
win von Zeiz und Gotthold von Meißen lebensmüde und krank,
sein Schwert und Fürstenkleid zu Pegau ab, um es mit einer
Mörchskutte zu vertauschen, und starb am 19. oder 20. Juni
1124. Wie sich sein Leben in den schroffsten Gegensätzen ge-
fällt, — Pilger und Fürst, Mönch und Feldherr, Kirchenzerstörer
und Klostererbauer, Freund des Kaisers und Rebell, — ist
es treuer Abdruck seiner rohen, gewaltigen Zeit. Rom und Com-
postella, Polen und Böhmen neunen seinen Namen, und doch
war, seine Klöster abgerechnet, nach wenigen Jahrzehnten fast
jede Spur seines Daseins verschwunden 1). Heinrich, der ein-
zige überlebende von seinen beiden Söhnen, hatte in der nächsten
Zeit von seinen Feinden noch manche Bedrängniß zu leiden; doch
blieb ihm das Burggrafthum Magdeburg, und 1131 belehnte
ihn Kaiser Lothar an Stelle des in Ungnade gefallenen Adal-
bert mit der Mark Lansitz, zum Dauk vielleicht dafür, daß er
im Jahre 1126 nach der unglücklichen Schlacht bei Chlumetz
zwischen seinem Schwestersohn, Herzog Sobieslav, und dem
eingeschlossenen Kaiser einen rettenden Vergleich zu Stande ge-
bracht hatte. Aber schon 1136 erlosch mit ihm des heidnischen
Slaven Wulf Geschlecht im Mannesstamm. Seine Mark, wie
seine Erbgüter gelangten an die Wettiner.
1) Vgl. Flathe, Wiprecht von Groitzsch, im Archiv f. sächs. Gesch.
III, 82—127. — Im Jahre 1849 wurden bei einem Hausbau auf dem
Burgberge bei Groitzsch die Grundmauern der ehemaligen Burgkapelle
aufgesunden.
1124
1131
1136