Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

1016 
1106 
114 Thüringen. 
Der bisherige Comes Wilhelmus wird zeitig Wilhelmus co- 
mes de Wimmare. . 
So reich auch manche Kirchen und Klöster, besonders die 
zu Erfurt, dann Reinhardsbrunn, Memleben (doch nur bis 
1015, wo es unter Hersfeld kam), Oldisleben, Paulincella 
1106 u. s. w. zu werden drohten, so erfuhren sie doch auch 
das Umsichgreifen der weltlichen Macht an sich. Die Gründer 
pflegten ssich gewöhnlich die Vogtei vorzubehalten, aber häufig 
kam sie auch als Lehen oder Erbe in die dritte Hand, und die 
Castvögte (von casa, die Kirche) trotzten ihren Pflegbefohsenen 
manches Kirchengut ab, ohne sich durch den dritten Thell der 
Strafgefälle, Gerichtsnutzungen, Geleite, eine Masse Natural- 
besoldung und durch die verheißene ewige Belohnung für hin- 
länglich entschädigt zu halten. ÜUbrigens, war der Vogt des 
Stiftes Hauptmann im Krieg und Richter im Frieden, und 
vertrat sein Stift in jeder weltlichen Angelegenheit, wo eigenes 
Interesse nicht ins Spiel kam oder der Abt und Propst nicht 
selbst ihr Stift repräsentirten. 
Daß auch das von allen Anmaßungen endlich noch übrig- 
gebliebene Neichsgut in Thüringen manchem Angriff ausgesetzt 
sein mochte, weil es verhältnißmäßig sehr zerstückelt und schwach 
verwaltet war, liegt am Tage. Wir rechnen dahin die später 
unmittelbar gewordenen Städte (villao regiac), wie Mühl- 
hausen, Nordhausen, Saalfeld, und die königlichen Pfalzen, wie 
Wallhausen, Allstädt, Merseburg (Lauchstädt später) und Dorn- 
burg an der Saale. In diesen Städten saß der Vogt des 
Kaisers oder der Schultheiß mit seinen Schöppen; die einzelnen 
Pfalzstädte hatten ihre Vögte, die unter dem sächsischen 
Pfalzgrafen standen. In den königlichen Städten 1) finden sich 
1.31) Ubrigens kommen noch von Städten in jener Zeit Duderstadt, 
Kreuzburg, Gerstungen, Eisenach, Gotha (von den hersfeldischen Abten 
Meingot und Godehard mit Mauern, vielleicht selbst mit Namen begabt), 
Arnstadt, Ohrdruf, Weimar, Jena, Sulze, Wiehe, Buttelstädt, Freiburg, 
Eckardsberge, Weißenfels, Dornburg (weit größer als jetzt, nach Schwabe), 
Wallhausen (Merseburg) vor. Die Urkunde von 1076, in welcher Weißen- 
sels, welches ja schon 1048 dem Pfalzgrafen Friedrich gegeben war, als 
dem Grasen Ludwig zuständig genannt, und den Fischern eine Gerechtigkeit 
erthellt wird (Schultes, Dir. dipl. I, 197), ist unccht. Stadtrechte kom- 
men gegen Ende dieses Zeitraums schon mehre vor.
	        
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