Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Die Ostmark. 123 
das Milcienerland in des Polen Händen, wodurch der Umfang 
und die äußere Gestalt der Ostmark sehr verändert wurden. 
Die Ostmark verwaltete seit 1015 Markgraf Thietmar II. 
bis 1029. Nach seinem Tode fiel der Pole Miesco, herbeige- 
rufen von Hodos I. Sohn Siegfried, dem seiner Kutte über- 
drüssigen Mönche, sogar bis in die Länder zwischen Elbe und 
Saale, verwüstete mehrere hundert Dörfer und trieb 9000 
Menschen in die Sclaverei. Damals drängte ein Graf Diet- 
rich von Wettin (comes orientalium), Herr von Eilenburg und 
Enkel des Theodoricus aus dem Hause Buzici, diese Kannibalen 
zurück, und als darauf der kräftigere Konrad der Salier Otto, den 
Bruder Miescos, unterstützte, machte dieser Friede, versprach 
Tribut und Rückgabe der Lausitz. Mit Thietmars Sohne und 
Nachfolger, Hodo II., erlosch das Geschlecht des Markgrafen 
Christian ½). 
Die Ostmark erhielt jetzt Dietrichs zweiter Sohn Dedo 
bis 1075, der in die Kämpfe der näördlichen Luitizer hinein- 
gezogen wurde, in Werben (wahrscheinlich dem brandenburgischen) 
seine Besatzung verlor und Wilhelms von der Nordmark Tod 
nicht rächen konnte. Sein und Adelas Antheil an dem Sachsen- 
kriege, die Ermordung seines Sohnes Dedo, sind bemerkt; nicht 
so, daß Gregor VII. seiner in seinen Briefen gedenkt. Obgleich 
Dedo zwei Söhne, Heinrich (von Eilenburg] und Konrad 
hinterließ, auch im Frieden mit dem Kaiser gestorben war, gab 
dieser doch die Ostmark seinem treuen Freunde Wratislav von 
Böhmen, der aber nie völlig zum Besitz gelangte, sowenig 
wic in Mcißen statt des Knaben Ekbert. Endlich (1186) gab 
sie der Kaiser, vielleicht um sie nicht in Ekberts Hände fallen 
zu lassen, der nach ihrem Besitze strebte, auch wirklich Dedos 
Sohne Heinrich, der bereits früher den Versuch gemacht hatte, 
sich derselben mit Gewalt zu bemächtigen, wobei die Stadt 
Niemtsch in seine Hände siel 2). Nach Ekberts Ermordung 
1) Diese Markgrasenreihe abweichend in Worbs Neuem Archiv I, 
206—306. Die Rcihe nach dem Chron. M. Ser. Eckstoin, p. 35. 37 
giebt solgende: Christian, Thietmar, Gero, Thictmar II. und Hodo. 
2) Das nienburger Bruchstück, gedruckt im Anzeiger f. Kunde d. 
deutschen Vorzeit, Jahrg. 1859, Nr. 10. 
1029 
1075 
1186
	        
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