Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Bisthum Meißen. 127 
Ein großer Theil der Ostmark stand unter dem Bisthume 
Meißen, dessen großer Grundbesitz in der späteren Oberlausitz 
sich von einer Schenkung Kaiser Heinrichs II. im Jahre 1006 
herschreibt. Von den Bischöfen von Meißen war in diesem 
Zeitraume Benno, aus dem niedersächsischen Grafenhause 
Woltenberg, vorher Domherr zu Goslar, der bedeutendste. 
Er stand von 1066 bis 1106 dem Stifte vor, und machte 
sich um dasselbe nicht nur durch reiche Mehrung seiner Güter, 
sondern auch durch Einführung eines bessern Gesangs und 
durch regelmäßigere Visitationen seines Sprengels verdient. 
Der Rolle, die er in dem Kampfe zwischen Heinrich IV. und 
dem Papste spielte, ist bereits gedacht. Als Schriftsteller hat 
er allegorisirende Auslegungen der Evangelien, auch eine noch 
vorhandene Anleitung zum Briesschreiben verfaßt 1). Schon 
1307 wurde der Tag seines Gedächtnisses zu den hohen Fest- 
tagen der meißner Kirche gerechnet, er selbst 1523 durch Ha- 
drian VI. heilig gesprochen, zu welchem Zwecke Hieronymus 
Emser seine Biographie in ganz legendarischer Weise schricb ?). 
Seine Gebeine ruhen seit 1580 in der Frauenkirche zu Mün- 
chen 9). Sein Nachfolger, der elfte Bischof Meißens, war 
Herwig, welcher 1114 zu Wurzen, in der reichen Schenkung 
des Grafen Esiko (995), ein Collegiatstift für Kanoniker er- 
richtete, wie ein ähnliches bereits zu Zeiz bestand. Die Geist- 
lichen der meihner Kirche lebten damals noch im Münster oder 
Kloster ihrer Regel treu zusammen, besorgten den Gottesdienst 
und die mit dem Stift verbundene Schule. Kunst und Wissen 
jener Zeit, wie viel oder wenig es war, diente der Religion, 
tritt aber erst im folgenden Zeitraume wie manches andere 
noch dunkle Verhältniß deutlicher hervor. 
1) Siehe Über dieselben aus der wolfenbüttler Bibliothek bei Leib#- 
nitz, 8S. rer. Brunsv. II, 34. 
2) Mencke II, 1824 69. 
3) Calles, Series episcop. Misn., p. 73— 104, woselbst auch die 
Bulle. · 
  
1006
	        
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