Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

162 Städte. 
Freie demselben zuführte; ein Verhältniß, an welches noch viel 
später der Umstand erinnerte, daß manche Gewerbe, z. B. das 
der Fischer in Leipzig, außerhalb der eigentlichen Stadtgemeinde 
standen. Die erste Spur von Verbietungsrechten, also auch 
von Innungen, welche sie übten, blickt in der 1154 den unten 
noch weiter zu erwähnenden flandrischen Ansiedlern zu Kühren 
auferlegten Verkauföbeschränkung durch ). 
Konnten auch damals unsere Gegenden sich noch nicht mit 
eigenen Erzeugnissen an dem Handes betheiligen, so gingen 
wenigstens die großen Haudelsstraßen von der Donau und dem 
Rhein nach Böhmen, Polen und der Ostsee durch das meißner 
und Oster -Land; doch ließen Leipzigs Anfänge seine spätere 
mercantile Bedeutung noch nicht errathen ?). 
Wenn Handel und Gewerbe im Gegensatz des Ackerbaues 
vorzugsweise den Städten, so gehörte Kunst und Wissenschaft 
den Klöstern und Stiftern au. Dem unter den Welllichen 
und unter den Fürsten findet man noch wenig Begünstigung 
derselben. In Hinsicht der Gelehrsamkeit war wie Fulda für 
Thüringen, so Korvei für Sachsen und Meißen von großem 
Einfluß. In Korvei war schon 1095 eine eigene Bibliothek, 
ob man gleich manchmal unter diesem Worte eine vollstän- 
dige Bibelabschrift schon verstand. Von Korvei aus wurde die 
magdeburger Stiftsschule gegründet und diese wurde allgemeine 
Bildungsanstalt für unsere Gegenden. Domherr Otrich und 
Geddo im Johanniskloster waren die Lehrer verschiedener Bi- 
schöfe von Meißen und von Merseburg, und der korveische 
Mönch Windolf, ein gelehrter Mann, wurde Abt von Pegau. 
Nach Vollendung der Klosterstudien (wahrscheinlich des Tri- 
viums oder gar des Quadriviums) pflegten Reichere Paris, 
später Prag zu besuchen, so Benno von Meißen und Dietrich 
) Cod. dipl. Sax. II, 1. No. 50: „Thelonio in locis nostris sint 
liberi, nisi qui luerint publicis negotiatoribus mancipati, Panes et 
cerevisiam et carnes inter se ipsos licite vendant, non tamen in 
villa sun publico meroatu (mercatui?) insistant.“ 
2) Sehr fleißig gearbeitet ist, mit weniger Hülfsmitteln als jetzt vor- 
handen sind, K. A. Eugelhardts Gesch. der Kur- und herzoglichen 
Länder (1802), 2 Bde., fast ganz Kulturgeschichte.
	        
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