Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Landgraf Hermann I. von Thüringen. 187 
thüringischen Prälaten auf einer Synode zu Erfurt den Länd- 
grafen mit dem Banne belegten. Als aber Philipp (1199) 
gegen Thüringen zog, auch Otto nicht alles Versprochene hielt, 
trat Hermann unter Vermittlung König Ottokars von Böhmen 
zit Fulda wieder auf Philipps Seite über (August 1199). Zu 
Ottos Schenkung fügte näinlich Philipp noch Mühlhausen, Ranis 
und ein Stück des ehemaligen Orlagaues hinzu (jedoch mit Vor- 
behalt der Wiedereinlösung). Als sich aber die welfische Partei 
durch ihre Verbindung mit Dänsmark und England aufs nelte 
hob, Bischof Konrad voll Würtzburg den König Philipp verließ, 
trat auch Hermaunn wieder zu Otto über, indem er in' dem 
Streit über die Besetzung des mainzer Stuhles erklärte, als 
gehorsamer Sohn der Kirche dem Ausspruche des Papstes’ge- 
mäß den Siegfried und nicht den voll Philipp eingesetzten 
Luitpold als Erzbischof anerkennen zu müssen. Hierauf eröffneie 
Lutpold den Krieg gegen ihn durch die Wegnahme von Erfurt; 
allein selbst als Pfingsten 1203 Philipp mit 2000 Rittern und 
zahlreichem Fußvolk in Thüringen einbrach und es im Verein 
mit dem Erzbischof auf das schrecklichste verwüstete; wurde nichts 
ausgerichtet und der König mußte sich vor dem Landgrafeu, 
dem Ottos Bruder, der Pfalz#raf Heinrich und Köni Ottokar 
zu Hilfe kamen, nach Erfurt werfen. Nun aber begannen in 
dem unglücklichen Thüringen die Böhmen und ärger noch ihre 
Verbündeten, die Ungarn, eine so fürchterliche Verwüstung, daß 
alles Bisherige nur wie ein leichtes Vorspiel erschien. 10 Klöster, 
850 Pfarrkirchen wurden zerstört, entsetzliche Grenel aller Art 
verübt. Vor' Erfurt vereinigte sich Otto mit ihnen, aber’ es 
war nicht zu bezwingen und als Philipp aus der Stadt ent- 
kam und im Osterlande ein Entsatzheer sammelte, hob man die 
Belagerung auf und zog unter neuen Verhecrungen dein Könige 
nach.“ Auf dem Hoftage zu Merseburg leistete der Landgraf 
gleich Ottokar von Böhmen dem Künig Otto Huldigung: Aber 
schon im folgenden Jahre führte Philipp ein neues Heer lach 
Thüringen. Erfurk, Nordhausen, begierig nach Wiedererlangung 
der Reichsfreiheit, schlossen sich ihm an, mit besonderem Eifer 
aber ein Theil des thüringischen Adels, die Grafen von Gleichen 
und von Schwarzburg, die Hohenstein; Heldrungen, Käfern- 
1199 
1203
	        
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