200 Thüringen; Inneres 1130 — 1247.
durch Landgraf Hermann l. außer Markt, Münze und Zoll
auch die selbständige Verwaltung und eigene Gerichtsbarkeit.
Die dortigen Stadtschöppen bekamen in Thüringen bald so
großes Ansehen wie die magdeburger in Sachsen, ja die Land-
grafen Hermam, Heinrich und Albrecht der Entartete befahlen
sogar für ganz Thüringen die Rechtserholung bei den eisenacher
Schöppen ½).
Man sprach auch hier nach dem landläufigen allgemeinen
Sachsenrecht und trug es später nach dem Vorbilde der Magde-
burger unter dem Namen des eisenacher Weichbildes zusammen,
welches aus dem Kettenbuch, Schöppenbuch und Frevelbuch be-
stand. Auch Weißensee und Kreuzburg waren nicht ganz un-
bedeutende Städte, da sich die Landgrafen öfters dort auf-
hielten. In Gotha stiftete Ludwig IV. eine Hospitalanstalt,
deren Ursprung dem Orient und deren Versetzung nach Europa
den Kreuzzügen zugeschrieben wird; ihre Verwaltung übergab
er den Brüdern des Lazaritenordens. Langensalza bekam erst
1211 eine Mauer. Die Städte wuchsen übrigens auch dadurch,
daß sich viele Flüchtlinge aus leibeignem Stande (hospites) in
ihnen niederließen und nach Jahresfrist nicht zurückgefordert,
frei und Bürger waren. Von Aus= und Pfalbürgern, die
wahrscheinlich vorhanden waren, haben wir noch kein Zeugniß
gefunden. Wohl aber ließ sich der Sicherheit wegen auch Adel
in den Städten nieder und bekam mit der Zeit Antheil am
Stadtregiment. Die Leibeigenschaft in den thüringischen Städten
wich im 12. Jahrhundert völlig, und selbst auf dem offenen
Lande milderte und verringerte sie sich sehr, indem sehr Viele
1) „Item dicimus, quod ommcs alino nostrac civitates et iln oppida,
duae pertinent ad dominium nostrum et principatum, er antiquo jura
sua requirant apud pracfatos cives nostros de Tsenach et recursum
ad ipsos hubeant aliquas recipiendo sententias difficiles et obscuras.“
Paullini, Syntagma rer. et antiquit. Germ., p. 39, in der merkwür-
digen Privilegienrenovation Albrechts des Entarteten für Eisenach von
1283 oder im eisenacher Schöppenrecht, pars V, 102, 103. „Aber hye
in dem Lande zu Döringen szo beruffen sich alle dye Stcte, dye in der
Herrschaft des Lantgrafen zen Döringen gelegen sint keyen Gegen) Me-
nach, wan dye Försien sye von alder damit begunedet hau 2c." Vgl. Th.
Fr. Sachse a. a. O., S. 29.