232 Verhandlungen der Ghibellinen mit den Landgrafen.
der wettimischen Lande erinnert, „daß nichts zu hoffen sei, so
lange noch irgend ein Uberbleibsel von diesem verworfenen Ge-
schlechte vorhanden isei“, so drängt sich die Vermuthung auf,
daß auch bei diesen traurigen Vorgängen die päpstliche Politik
die Hand im Spiele gehabt habe, damit nicht das in seinen
männlichen Sprossen vernichtete Geschlecht in weiblicher Linie
und obendrein gerade in dem mächtigsten deutschen Fürstenhause
der damaligen Zelt von neuem erblühe 1). Und zum Theil
wenigstens ist ihr das gelungen. Allerdings darf man nicht
übersehen, daß ihre Besorgnisse keineswegs ohne Grund waren.
Soll ja nicht nur nach Konradins tragischem Ausgange der
Vicekanzler Petrus de Pretio den Markgrafen Heinrich aufge-
fordert haben, seinen zweitgeborenen Enkel Friedrich — von
dem ältesten setzte man wohl voraus, daß er als Haupterbe
die Heimat nicht verlassen werde — nach Italien zu senden,
und nicht nur auch Enzio kurz vor seinem Tode (1272) neben
Alfons X. von Castilien diesen seinen Neffen zum Erben der
Königreiche Sicilien und Arelat eingesetzt haben, sondern wir
besitzen die zuverlässigsten Angaben darüber, daß in der That
die ghibellinische Partei in Italien ihr Augenmerk auf das land-
gräfliche Haus und zwar speciell auf Margarethens zweiten
Sohn, den damals ungefähr 11jährigen Friedrich, gerichtet
hatte. Sollten selbst die Briefe Friedrichs und seiner Eltern,
welche Graf Landi, der eifrige Ghibelline, 1269 vorzeigte, und
in welchen des jungen Landgrafen baldiges Erscheinen in Italien
„verheißen war, von jenem nur untergeschoben sein ), um den
Eifer seiner Partei zu beleben, so beweisen sie doch wenigstens,
daß diese über die thüringischen Verhältnisse wohl unterrichtet
war. Im Jahre 1271 erschien der Graf von Sparrocria als
Abgeordneter der Stadt Pavia in Deutschland, die Heerfahrt
des „Königs Friedrichs III.“ zu betreiben, worauf Graf Frie-
drich von Treffurt mit der Verheißung von Friedrichs und
1) Vergl. die von Hofrath Gersdorf herrührende Stelle in Stichart,
das Königreich Sachsen (1854), S. 41.
2) Ein schon von Boselli geänßerter Verdacht, der sich auch aus
sprachlichen Gründen rechtfertigt. Quelle für Obiges sind die Annales
Placentini, Pertz, S8. XVIII, 536—554.