Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Albrecht der Entartete und König Adolf von Nassau. 243 
Thomaskirche zu Leipzig einen neuen mit Einkünften ausge- 
statteten Altar errichten 1); allein soweit man durch das Dunkel 
jener Zeit hindurchzuschauen vermag, blicben später doch die 
vom Vater verkauften Länder für ihn verloren. Friedrich der 
Freudige seinerseits hielt es für gerathen, um sich gegen die 
böhmischen Ansprüche zu decken, die alte Lehensabhängigkeit, in 
welcher der Laudstrich zwischen Striegis, Mulde und Zschopan 
von dem Abte zu Hersfeld stand, 1292 zu erneuern. 
Eine Verständigung, welche Anfang 1292 zwischen Landgraf 
Albrecht und seinen Söhnen erreicht worden zu sein scheint, 
kann nicht von langer Dauer gewesen sein. Denn ohne Gefühl 
für das Interesse seines Hauses, ohne Liebe zu seinen Söhnen, 
nur bedacht, sich der Qual seiner unaufhörlichen Geldbedrängniß 
zu entledigen, ließ sich Albrecht bald darauf auch mit dem neu- 
gewählten 7) König Avolf in Unterhandlungen ein, die jedenfalls 
gegen seine Söhne gerichtct waren. Im April 1293 nämlich 
machte ihm Adolf zu Nürnberg Geldversprechungen 9), und ver- 
muthlich waren es gewisse Anrechte auf die Mark Meißen, 
welche sich derselbe dafür ausbedang. Unterdessen war auch 
das Einverständniß zwischen den beiden Brüdern — wir wissen 
nur, daß die freiberger Bergwerke einen Hauptpunkt des Streites 
bildeten — gestört worden. Auch dies machte sich ihr Vater 
zu nutze. Wie wir aus den neuerdings zu Pisa aufgefundenen 
Resten des deutschen Reichsarchivs, die durch Kaiser Heinrich VII. 
dahin gekommen sind "), erfahren, schloß er am 28. September 
1293 mit seinem jüngeren Sohne Diezmann einen Vertrag 
ab, durch welchen diesem mit Ausschließung seines älteren 
Bruders Friedrich (vielleicht unter Bezugnahme auf den Vertrag 
von 1270 5) gegen Übernahme bedeutender Schulden und Zahlung 
großer Geldsummen die Nachfolge in der Landgrafschaft nach 
1) Die Schlacht zwischen Diezmann und den Brandenburgern muß 
im Sommer 1293 stattgefunden haben. 
2) Üüber die Betheiligung des meißner Probsies Bernhard von Camenz 
au seiner Erhebung s. Knothe im Archiv f. sächs. Gesch. IV, 98. 
3) Böhmer, Reg., p. 168. 
4) Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu 
Wien XIV, 177 ff. 
167 
1293
	        
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