König Adolfs Krieg gegen Friedrich und Diezmann. 245
der König zur Einziehung der Lehen berechtigt, so kann auch
sein Zug nach Thüringen und Meißen nicht ein räuberischer
Einfall genaunt werden, als welchen ihn die einheimischen
Chronisten darstellen, sondern er ward unternommen, um dort
die Autorität des Reiches wiederherzustellen 1). Der Erzbischof
von Mainz, dem die Verstärkung seines Neffen damals noch
am Herzen lag, die Bischöfe von Trier, Straßburg, Costnitz,
Bamberg und Würzburg, Pfalzgraf Rudolf, Graf Eberhard
von Würtemberg u. A. hatten Zuzug geleistet; einige Städte
und Herren unterwarfen sich freiwillig, andere wurden gezwungen
oder geächtet. Die Truppen hausten fürchterlich und Adolf
sah häufig durch die Finger, wenn schon mancher Schauder-
bericht der einheimischen Quellen übertrieben sein mag, da von
Adolf auch mancher Zug menschlichen und milden Sinnes be-
zeugt ist. Zu Mittelhausen verpfändete er die Reichsstadt
Nordhausen. für 2000 Mark an Laudgraf Albrecht; die Mühl-
hausener dagegen wehrten sich ihrer Reichsfreiheit so tapfer,
daß der König selbst kaum entkam. Ende Oktober brach er
ins Osterland ein; am 20. December war er schon zu Leipzig,
nachdem die Neuenburg (Frohburg?), Groitzsch, Pegan, Borna
in seine Hände gefallen waren. Die Burggrafen von Meißen
und von Leisnig traten auf seine Seite. Im Januar kehrte
er nach Thüringen zurück, das sich größtentheils ergab, und zog
dann, Gerlach von Breuberg als des Reichs Landeshauptmann
zurücklassend, über Fulda nach dem Rhein, wohin ihn der Be-
ginn des Krieges gegen Frankreich rief, für welchen er dem
König Eduard I. von England seine Hilfe gegen eine große
Geldsumme verkauft hatte. Unterdeß gewannen Friedrich und
Diezmann wenigstens einen Theil des Verlorenen wieder. Des-
halb erschien Adolf im Sommer 1295 zum zweiten Male in
Thüringen, dessen Unterwerfung zu vollenden 2), eroberte Franken-
stein und Krenzburg, die Burgen, die Albrecht 1293 seinem
jüngeren Sohne eingeräumt hatte, und drang über Eisenach,
1) v. Posern-Klett, 8 27. Hauptquellen für Adolfs Kämpse in
Thüringen sind Chron. Sampetr. bei Mencke 1II, 303 und Ann.
Vet.-Cell. ib. II, 408.
2) Böhmer, Reg., p. 181.
1205