Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

844 Inneres 1324—1423. 
Stimmenverhältnisses die Deutschen zur Auswanderung trieb 
(11.Mai 1409). Während sich von den ungefähr 5000 Aus- 
Fehenden die große Mehrzahl in ihre Heimat oder auf andere 
Universitäten zerstreute, wendeten sich au 40 Magister und 
Doetoren nebst 400 Baccalauren und Studenten, unter Anführung 
der Schlesier Johann Hofmann und Johann Otto aus Münster- 
berg und des letzten Rectors der prager Universität, Henning 
Boldenhagen, nach Meißen, wo sie bei den fürstlichen Brüdern 
Friedrich und Wilhelm die wohlwollendste Aufnahme fanden. 
Diese, überzeugt von dem. Nutzen, der hieraus für ihre Unter- 
thanen und viele der umliegenden Länder entstehen werde, be- 
schlossen, dieselbon durch Gründung einer Universität bei sich 
festzuhalten, zu deren Stätte das durch seinen regen Verkehr 
besonders geeignet erscheinende Leipzig ausersehen wurde, „der 
volkreiche und geräumige Ort unter freundlichem Himmel, mit 
Allem, gleichsam als ein Acker, den Gott vorzüglich gesegnet, 
und mit Einwohnern versehen, die als artige und wohlgesittete 
Leute bekannt seien“ (wie sich der Papst, wohl als Echo der 
Markgrafen, ausdrückt). Eine bischöfliche Residenz vermied man 
nach den in Prag gemachten Erfahrungen wohl absichtlich. Nicht 
ohne Einfluß auf die Entschließung der Fürsten war die Ver- 
wendung des gefeierten Scholastikers Vincenz Gruner, des 1397 
von Prag nach Altenzelle berufenen Lehrers der freien Künste 
und der Theologie, der dann an der jungen Anstalt wirkte, bis 
ihn sein Kloster zum Abt erwählte. Nachdem am 9. September 
1409 Papst Alexander V. die Errichtung der leipziger Uni- 
versität nach dem Vorbilde der prager und der pariser ge- 
nehmigt hatte, erfolgte am 2. December. die landeöherrliche 
Stiftungsurkunde 1). Den Bischof von Merseburg, zu dessen 
Diöces Leipzig gehörte, ernannte der Papst zum beständigen 
Kanzler der Universität. Otto von Münsterberg, der polnischen 
Nation angehörig, zu welcher alle Magister und Docenten aus 
der Lausitz, Polen, Böhmen, Mähren, Ungarn, Schlesien, 
Preußen u. s. w. gerechnet wurden, war der erste Rector, die 
andern drei Nationen (aus allen wurde wechselnd der jedes- 
1) Siehe dieselbe bei Zarucke, Die Statutenblicher der Universität 
Leipzig (1861), S. 3f.
	        
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