Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

1432 
364 Das Herzogthum Sachsen 1356 —1423. 
Jagd in einem Bauernhause der lochauer Haide, das Haus ge- 
rieth in Brand und kaum konnte er seine Eufemia oder Offka, 
die Tochter Konrads von Ols, nackend (wie man damals zu 
schlafen pflegte) aus den Flammen retten. Schreck oder 
Verletzung zog ihm nach wenig Tagen (November 1422) den 
Tod in Wittenberg zu, wo er, der letzte seines Stammes, 
vor dem Hochaltar der Barfüßer neben seinem Bruder begraben 
wurde. 
Schon längst war kein Reichslehen eröffnet worden, ohne 
daß sich nicht eine Menge Bewerber dazu gemeldet hätten. 
Braunschweig und Anhalt zwar nicht; desto lebhafter aber 
Brandenburg und Lauenburg. Kurfürst Friedrich meldete sich 
für seinen Sohn Johann, der mit Rudolfs III. Tochter Bar- 
bara vermählt war, und besetzte sogar das Land. Erich von 
Lauenburg gründete sein Recht auf den gemeinschaftlichen Stamm- 
vater, ohne zu erwägen, daß die Abtheilung zwischen beiden 
sächsischen Linien im Sinne jener Zeit eine Todtheilung gewesen 
war und also ohne ausdrückliche Bestimmung keine Erbfolge be- 
dingte. Auch hatte Rudolf III., als der Herzog von Lauen- 
burg 1414 die Belehnung erhielt, die Fahne ausdrücklich nicht 
mit angegriffen und so die Mitbelehnung vermieden. Endlich 
brachte der Herzog noch einen Lehenbrief zum Vorschein, den 
der Kaiser als ohne sein Wissen ausgefertigt erklärte. Sigis- 
mund betrachtete also das Lehen als angefallen, um welches 
nun Kurfürst Ludwig von der Pfalz für seinen gleichnamigen 
Sohn und Friedrich der Streitbare vom Osterland als Be- 
werber auftraten. Letzterer hatte an Apel von Vitzthum einen 
geschickten Unterhändler am königlichen Hoflager. Eine Partei 
unter der sächsischen Landschaft selbst bat dringend um diesen 
Fürsten, der sie zu schützen mächtig sei. Doch weniger dieser 
Umstand und daß Friedrichs beide Mitbewerber schon jeder eine 
Kur besaßen, sondern die von Friedrich dem Streitbaren im 
Hussitenkriege gemachten Anstrengungen entschieden zu seinen 
Gimsten; die aufgewandten und aufgerechneten Kriegskosten 
waren kaum zweckmäßiger zu vergiüten. Endlich sah der König 
darin, daß er den Markgrafen dadurch von dem Kurfürsten 
von Brandenburg treumte, ein Mittel, der sich bildenden Oligarchie
	        
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