Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Hussitenkrieg. 871 
ersten Male die Lausitz heim; die Zittauer, obgleich durch 
deutsche Ordensritter und anderen Zuzug verstärkt, warfen 
sich bei ihrem Anblick in wilde Flucht, doch hatten die Hussiten 
keine Zeit, sich mit Belagerung ihrer Stadt zu befassen, dafür 
wurde Lauban erstürmt, alle Bürger ermordet. Unterdessen 
ermannte sich das Reich, von Friedrich dem Streitbaren ge- 
drängt, auf dem frankfurter Reichstage zu energischen Be- 
schlüssen; man hatte von dem Gegner gelernt: vier Heere, 
nach hussitischer Weise organisirt, sollten gleichzeitig den Angriff 
unternehmen, dem hussitischen Glaubensmuth wenigstens die 
strengste Mannszucht begegnen. Im Juli führte des Kurfürsten 
gleichnamiger Sohn 20,000 Mann über Kommotau nach Böh- 
men und stieß, nachdem er sich mit dem von Eger kommenden 
Markgrafen von Brandenburg vereinigt hatte, im pilsener Kreise 
zu dem Hauptheere unter dem Kurfürsten von Trier, das über 
Tachau in Böhmen eingebrochen war. Hierauf belagerte das 
gesammte deutsche Heer Mies. Aber kaum erschien Procop mit 
seinen furchtbaren Heerhaufen zum Entsatz, so stob das deutsche 
Hcor in wilder Flucht auseinander. Wiederum sollen 10,000 
Fliehende erschlagen worden sein. Umsonst beschuldigte nun 
von den Deutschen einer den andern, die Flucht begonnen zu 
haben. Auch den Kurfürsten von Sachsen traf der Vorwurf, 
zeitig auf den Rückzug bedacht gewesen zu sein, weshalb auch- 
sein Volk mit gar leichtem Schaden davon gekommen sei; im 
tachauer Walde mußte noch Graf Heinrich von Schwarzburg 
den sächsischen Wagenzug gegen die plündernden Brandenburger 
vortheidigen. ) 
Friedrich der Streitbare überlebte diese Katastrophen nicht 
lange. Am 4. Januar 1428 starb er von Sorge und Gram 
gebeugt zu Altenburg. Er hatte noch wenige Tage vorher 
seine beiden im Charakter sich sehr ungleichen Söhne vor sich 
1) Eberh. Windeck bei Mencke, 88. 1, 1188 30. Theobald, 
Hussitenkrieg I, 236. Palacky a. a. O. III. 2. S. 391. Gegen 
Vizihums verrätherische Flucht (er habe wegen Hinrichtung seines Bruders 
Rache nehmen wollen) erklärt sich v. Braun (Monatlicher Auszug aus 
der sächs. Gesch. IV, 202). Eine Schilderung der Schlacht bei Herzog, 
Thür. Gesch., S. 401 ff. 
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1428
	        
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