Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

872 Kurfürst Friedrich der Sanftmülhige 
sich beschieden und sie zu brüderlicher Liebe und Eintracht, 
Friede, Milde gegen den Unterthan, zu Mäßigkeit im Zorn, 
zu Freundlichkeit doch auch Strenge gegen den Adel, und beim 
Glaubensstreit mit Böhmen frommer und gelehrter Männer 
Unterricht zu hören ermahnt. 1) Sie gelobten's in die Hände 
des Sterbenden, der nach wenig Tagen, erst an einer un- 
bekannten Stelle, dann in der von ihm gestifteten Fürsten- 
kapelle zu Meißen begraben wurde. 
Die braunschweigische Katharina hatte Friedrich dem Streit- 
baren vier Söhne und zwei Töchter geboren. Friedrich der 
Sauftmüthige (Placicus) erhielt als Altester das Herzog- 
thum Sachsen mit der Kur voraus, trotzdem daß Mainz und 
Köln seiner Aufnahme in das Kurcollegium widersprachen; und 
ob er gleich nur 14 Jahre alt war, so ist doch keine Spur 
von einer Vormumdschaft vorhanden. Das übrige Land behielt 
er mit seinen Brüdern, Sigismund, Heinrich (der schon 1435 
starbö) und Wilhelm (geboren 1426), zusammen. Es scheint 
also, daß man es mit den Bestimmungen der goldenen Bulle 
noch lange nicht so genau wie später nahm (der Geber selbst 
hatte sich ja am ersten und häufigsten davon entbunden ) ). 
Erst nach Heinrichs Tode wurde auf neun Jahre eine Art von 
Theilung des Landes (mit Ausnahme des Herzogthums Sachsen) 
vorgenommen (wobei zum ersten Mal auch der Theilung der 
Urkunden Erwähnung geschieht), die aber wieder nach kurzer 
Zeit geändert wurde, als Sigismund aus Liebe zum schönen 
Fräulein von Lohmen, einer Nonne zu Weida, den geistlichen 
Stand erwählte. ) So (am 25. Februar 1437) behielt nun 
1) So schön sich diese Rede in Spangenberg (Mansfeld. Chronik, 
S. 314) liest, so ist sie doch angenscheinlich erst nach dem Bruderkriege und 
mit Bezug auf diesen niedergeschrieben. 
2) Von Friedrichs beiden Töchtern wurde Anna mit Landgraf Ludwig 
von Hessen, Katharina mit Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg 
vermählt. 
3) Daß die Nonne von Lohmen nicht im Mönchskloster Mildenfurt, 
sondern in einem Kloster nahe bei Weida war, s. v. Thümmel, Hist. 
stalist. geogr. und topogr. Beiträge zur Kenniniß des Herzogthums Alten- 
burg (Altenburg 1818). In diesem Werk befinden sich vie Kopiren gleich-
	        
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