Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

1489 
1430 
874 Kurfürst Friedrich der Sanftmüthige. 
gingen; die Lausitz und Meißen traf ihr erster Stoß. Bei 
Zittau und Lauban vorbei zogen 1429 die Taboriten gegen 
Bunzlau und erstürmten es, Procop der Große zündete von Görlitz 
und Bautzen die Vorstädte an, besetzte Kamenz und kehrte von 
Großenhain durch die Lausitz und bei Zittau vorbei wieder zu- 
rück. Nirgends trafen sie in freiem Felde auf einen Feind, die 
Deutschen verbargen sich hinter den Mauern der Städte, mit 
deren Belagerung sich die Hussiten, zufrieden das feindliche 
Land schrecklich verwüstet zu haben, nicht aufhielten. Voll Be- 
stürzung eilte man allerwärts die Befestigungswerke in Stand 
zu setzen; in Leipzig wurde selbst wührend des Weihnachtsfestes 
daran gearbeitet, und denen, die dabei halfen, vom Papst 
40tägiger Ablaß gewährt. Ein zweites Heer brach im Herbst 
desselben Jahres über Pirna in Meißen ein, bemächtigte sich 
Altdresdens, bis Landgraf Friedrich der Friedfertige sie aus 
dieser seiner Stadt wieder vertrieb, verschüttete die scharfeu- 
berger Bergwerke, in denen sich wahrscheinlich Menschen ver- 
borgen hielten, verheerte die Elbufer au Meißen und Torgau 
vorbei bis 16 Meilen vor Magdeburg, ehe es sich durch die 
Lausitz zum Rückweg wandte, Schrecken durch ganz Norddeutsch- 
land hinter sich lassend. Noch vor Jahresschluß wiederholte 
sich ihr Einfall mit verstärkter Gewalt. Dies Mal stand ein 
großes deutsches Heer unter dem Kurfürsten von Sachsen, dem 
Markgrafen Johann von Brandenburg, dem Landgrafen Frie- 
drich u. A. in der Nähe von Leipzig zu ihrem Empfange be- 
reit. Bei ihrer Annäherung wich die Vorhut unter Markgraf 
Johann von Oschatz auf die Hauptmacht zurück; bei Grimma, 
wo die Hussiten über die Mulde gingen, kam es zu einem Zu- 
sammenstoße, in welchem von den Thüriugern Dietrich von 
Witzleben, des Landgrafen Rath, Georg von Wangenheim, 
Friedrich von Vitzthum u. A. fielen; aber um den gefürchteten 
Hussiten eine entscheidende Schlacht zu wagen, dazu fehlte trotz 
der überzahl den Deutschen das Vertrauen; sie begnügten sich, 
Norddentschland zu decken, und ungehindert und unverfolgt wen- 
dete sich der Schwarm der Feinde bentebeladen südwärts (Ja- 
nuar 1430), überall seinen Weg durch entsetzliche Grausam= 
keiten und Verheerungen bezeichnend, das schöne Altenburg,
	        
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