Verhältnisse zu Hessen und Brandenburg. 879
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1440 starb zu Weißensee im 65. Jahre seines Lebens Landgraf
Friedrich der Friedfertige von Thüringen, ohne von seiner ihm
schon 1431 vorangegangenen Gemahlin Anna von Schwarz-
burg Kinder zu hinterlassen. Mit ihm endete die thüringische,
von Friedrichs des Ernsthaften Sohne Balthasar ausgegangene
Linie und die Reihe der reinhardsbrunner Fürstengräber. Sein
Erbe fiel an seine Neffen Friedrich und Wilhelm, während um
die nämliche Zeit der dritte, Sigismund, nicht aus eigener
Würdigkeit, sondern durch den Einfluß seines Bruders, des
Kurfürsten, auf den bischöflichen Stuhl von Würzburg erhoben
wurde, freilich mit der hauptsächlich durch die Rücksicht auf das
von neuem drohende Kirchenschisma dictirten Bedingung, daß
er sich keinerlei Regiments unterwinde, bevor er von demjenigen
Papste bestätigt sei, den das Kapitel dafür ansehen werde, son-
dern die Stiftöregierung an seiner Statt durch zwei kurfürst-
liche und vier vom Kapitel bestellte Räthe geführt werden solle.
Schon hatte der Kurfürst auch auf die Lausitz sein Augenmerk
gerichtet, die im Jahr 1429 Haus von Polenz von König
Sigismund pfandweise unter dem Namen einer Landvogtei er-
halten hatte, zu deren daueruden Behauptung aber dessen
Söhnen die Mittel fehlten. So auf zwei Seiten bedroht
durften die Hohenzollern nicht zandern, dem Umsichgreifen der
wettinischen Macht Einhalt zu thun, deren compacter Länderbesitz
ohnehin ihre alten Besitzungen in Franken auf das unbequemste
von den Marken im Norden trennte. Bischof Sigismund bot
ihnen selbst die Gelegenheit dazu, indem er der brüderlichen
Bevormundung müde zu Albrecht Achilles entfloh. In der
Lausitz begaben sich die Stände unter brandenburgischen Schutz;
es erhob sich ein erbitterter Kampf; schon drohten auch die
böhmischen Herren, von des Kurfürsten altem Feinde, dem ver-
drängten Burggrafen von Meißen, gereizt, sich einzumischen, als
der Schiedsspruch befreundeter Fürsten zu Halle 3. April 1441
den Frieden wieder herstellte, der durch die Vermählung des
brandenburger Kurfürsten mit der Schwester des sächsischen,
Katharina, besiegelt, vorläufig wenigstens Dauer verhieß. Der
sächsischen Vereins, IV. Bd., 3. Heft, S. 103 f. — Müller, Sichsische
Annalen, S. 18.