Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Herzog Wilhelm III. von Sachsen. 883 
bedurfte dessen Wohlwollen in dem Zerwürfniß mit seinem 
Bruder Wilhelm. 1) 
2. Die Zeiten Friedrichs und Wilhelms don 1440 bis 1464. 
In den oben erzählten Verwickelungen, welche auf Frie- 
drichs des Streitbaren Tod folgten, hatten der Kurfürst und 
sein jüngster Bruder Wilhelm stets fest und eng zusammen- 
gehalten. Jemehr jedoch Wilhelm zu männlichen Jahren her- 
anwuchs, desto lockerer wurde das Band brüderlicher Eintracht. 
Wilhelm, jetzt 16jährig, voll Lebenslust, ein Freund ritterlicher 
Künste, der Tafel, der Jagd, der Frauen, heftig aufbrausend 
und rasch zufahrend, doch ohne Falsch und, wie solche Naturen 
gewöhnlich, fremden Einflüssen leicht zugänglich, in allem das 
Gegentheil seines Bruders, ertrug mit wachsendem Unwillen 
die Bevormundung, welche der Kurfürst fortfuhr über ihn zu 
beanspruchen. Hatten sie sich schon über die thüringische Erb- 
schaft ihres Oheims schwer verständigen können, so brach seit 
dem Tode ihre Mutter Katharina 1442 die Zwietracht, ge- 
schürt von dem Eigennutz gewissenloser Räthe, offen hervor. 
Namentlich waren es die Brüder Apel und Busso von Vitz- 
thum, Beruhard von Kochberg und Friedrich von Witzleben, 
welche den leidenschaftlichen und kriegerischen Wilhelm gegen den 
Kurfürsten und dessen Vertraute, den Bischof Johann von Merse- 
burg, Marschall Otto von Bebenburg, Otto Spiegel und den 
Kanzler Johann Magdeburg einnahmen. Der Einfluß, den 
die Vasallen hier besonders durch ihre Dienste gegen die Hussiten, 
wie anderwärts durch den Beistand gegen die Städte, gewonnen 
hatten, fing an den Fürsten gefährlich zu werden; desto ernst- 
licher war der Kurfürst darauf aus, sie in die früheren Schran- 
ken zurückzuweisen. 
Am 10. September 1445 schritten die Brüder in Alten- 
burg zu einer Theilung ihrer Länder. Der jüngere machte die 
Theile, der ältere wählte; also noch nicht nach Sachsen-Kürrecht, 
wo der ältere theilt, der jüngere wählt. Wilhelm, von Apel 
von Vitzthum veraulaßt, forderte, wiewohl vergeblich, auch 
1) Eine ins Einzelne gehende Untersuchung über diese Verwickelungen 
s. in Pückert, Die kurfürslliche Neutralität (18658). 
1445
	        
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