Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Ratolf. Poppo.) 29 
empörten sich 874 die Sorben und Siusler (an der Mulde), wur- 
den aber durch den mainzer Erzbischof Luitbert und Thaculfs Nach- 
folger Ratolf schon im Januar 875 zum früheren Gehorsam zu- 
rückgebracht. Sonst wird vieses Markgrafen nicht weiter gedacht ½. 
Durch die im November, 876 vorgenommene! Theilung 
Deutschlands unter die Söhne Ludwigs-(1. 28. August 870) 
kamen Ostfranken, Thüringen, Sachsen und Fricsland an Luv- 
wig den Jüngeren, und seit 880 erscheint als Markgraf im 
Sorbenlimes und Herzog der Thüringer, zugleich Gaugraf des 
Grabfeldes Poppo, der mächtigen ostfränkischen Familie ##de# 
Babenberger angehörig und, wie sich nicht ohne Grund ver- 
muthen läßt, in seinen Abkzmmlingen Stammvater der nach- 
herigen Grafen von Henneberg, von. Weitmar; von Orlamünde, 
und damit einiger Markgrafen Meißens; sein Bruder Heinrich 
war angeblich mit Ottos des Erlauchten Tochter Baba ver- 
mählt. Die Kämpfe gegen die Sorben und die' mit ihnen 
verbundenen Böhmen dauerten fort; jeden unglücklichen Krieg 
der Deutschen gegen Andere, fast jeden Thronwechsel benutzten 
sie zu Angriffen und Aufständen. So damals die große Nieder- 
lacze der Deutschen gegen die Normannen 121 Febr. 880 (wahr- 
scheinlich bei Hamburg), wo auch der' sogenannte Herzog der 
Sachsen, Britho, Liudolfs Sohn, der Königin Bruder, blieb. 
Auf diese Nachricht überfielen Böhmen, Dalemincier und andere 
Sorben die treuen Slaven an der Saale mit Mord, Raub 
und Brand, bis Graf Poppo sie sofentscheidend schlug, daß 
keiner von solcher Menge übrig blieb“. Das mag auf einige 
Jahre Ruhe gewährt haben, denn während des hroßen aber 
fruchtlosen Zuges Karls"des Dicken) der seit 882 ganz Deutsch- 
land vereinigte, gegen die Normannen, an dem auch die Thü- 
ringer Theil nahmen, verhielten sie sich ruhig, Dagegen wurde 
Poppo in heftige Kämpfe mit einem sächsischen Grafen 
Egino, der auch einmal dux Thuringorum genannt wixd und 
als Graf in dem fränkischen Badenachgau vorkommt, verwickelt, 
"21), Hauptauelle sind hier die Annales Fuldenses verschiedener Verfasser, 
Pertz, SS. 1, 343 sq. Kriegsjahre waren 849, 851, 856, 857, 858, 869, 
872, 875, 877, 880. Man ê•i5½§ dort schauderhafte Scenen der Noth in 
Thüringen. 1. 1 unt 
876 
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