Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Geistliche Würden. Tod Herzog Wilhelms. Reichskriege. 408 
selbst (71 1484). Der Erfurter ganze Hoffnung stand jetzt auf 
dem greisen Herzog Wilhelm, aber dieser starb noch 1482. 
Sein Tod vereinigte die ganze Masse der wettinischen 
Länder unter Ernsts und Albrechts gemeinschaftlicher Herrschaft, 
ein Fürstenthum, so groß und so blühend wie wohl kein zweites 
im Reiche. Zunächst mußte nun Erfurt, von beiden Seiten 
durch die Übermacht der wettinischen Nachbarn umspannt, sich 
beugen und den lange Zeit mit großer Energie verfolgten Un- 
abhängigkeitsplänen für immer entsagen. Mit dem Erzbischof 
schloß die Stadt zu Amorbach im Odenwalde dahin ab, daß 
sie das Hochstift stets als den rechten Erbherrn anerkennen 
wolle; mit Kurfürst Ernst zu Weimar 3. Februar 1483, daß 
die sächsischen Fürsten die Stadt unter ihren Schutz und Schirm 
annehmen und dafür jährlich zu Lichtmeß 1500 Gulden Schutz- 
geld erhalten sollten; dagegen wurden der Stadt ihre alten 
Rechte und Freiheiten, ihr Schloß, die Cyriaksburg, besonders 
auch ihre Gerichte im bisherigen Umfange gegen ein Strafgeld 
von 40,000 Fl. bestätigt. Die Stadt mußte sich ferner zur 
Heeresfolge verstehen, wenn die sächsischen Länder angegriffen 
würden, doch sollte sie nicht außer Landes zu dienen verpflichtet 
sein; bei neuen Irrungen solle ein Ansträgalgericht zu gleichen 
Theilen ernannt und von dessen Erkenntniß keine Appellation 
verstattet werden u. s. w. Auch die Grafschaft an der schmalen 
Gera wurde für 10,800 Gulden wieder eingelöst 7). 
Während so die wettinische Macht zu einer nie dagewesenen 
Höhe emporwuchs, wurde die Theilnahme der sächsischen Fürsten 
auch durch die Bedrängniß des Reiches nach zwei Seiten hin 
in Anspruch genommen. Von Osten her bedroheten Matthias 
von Ungarn und die Türken den Kaiser in seinen Erblanden, 
im Westen schritt Karl der Kühne, Herzog von Burgund, in 
Verfolgung seiner stolzen Pläne zum Angriff. Als er Neuß 
1474 belagerte, erhob sich das Reich gegen den gemeinsamen 
Feind. Entsprechend seinen persönlichen Neigungen war es Al- 
brecht, der sich in den folgenden kriegerischen Verwickelungen 
vorzugsweise thätig erwies. Die auf dem Tage zu Würzburg 
) Nic. de Siegen, Chron. eccles. (el. Wegele 18560), p. 461 
bis 493; Gudenus, Hist. Erfurt., p. 132—163. 
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1483
	        
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