Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Stellung zum Kaiser. Erfurt. 435 
gräfin kehrte zurück, bemächtigte sich der Vormundschaft und 
wurde darin den entgegenstchenden Verträgen zum Trotz 1515 
vom Kaiser bestätigt. Der Tod des Hochmeisters, Herzog 
Friedrichs 1510 und des Erzbischofs Ernst 1513 entzog dem 
Hause Sachsen die geistlichen Fürstenthümer; was es davurch 
verlor, gewann Brandenburg, das beide an Glieder seines 
Hauses brachte, und selbst die sächsische Schutzhohcit über Erfurt 
stand in Folge der dort ausgebrochenen inneren Unruhen in 
Gefahr, an Mainz verloren zu gehen. 
Die Stadt Erfurt, ohnedies in den letzten Zeiten durch 
wiederholte Schläge, Pest, Brand und Krieg schwer betroffen, 
war durch schlechte Verwaltung des Stadtvermögens, an welcher 
die Vierherren, uneingedenk des demokratischen Ursprungs ihres 
Amtes, sich nicht minder betheiligten als die herrschenden Ge- 
schlechter, in die tiefste finanzielle Zerrüttung gefallen. Daß 
der Rath, um nur der augenblicklichen Noth abzuhelfen, das 
schöne Amt Kapellendorf 1508 für 8000 Gulden wiederkäuflich 
an Kurfürst Friedrich überließ, erhöhte die Mißstimmung der 
Gemeinde, sie forderte Rechnungsablegung, und mit Schrecken 
entdeckte man ein jährliches Deflcit von 10,000 Gulden und 
eine Schuldenmasse von 600,000 Gulden. Darüber kam es 
zwischen Nath und Gemeinde zum Bruch. Der stolze Vierherr 
Kellner, der übermüthig ausgerufen: „was da Gemeinde, hier 
(an seine Brust schlagend) steht die Gemeinde!“ wurde einge- 
kerkert, gefoltert, hingerichtet. Da der Rath sich an Sachsen 
um Schutz wandte, rief die Gemeinde die Hilfe des Erzbischofs 
von Mainz, Uriel von Gemmingen, an, der, begierig nach der 
Gelegenheit, die längst erstrebte Herrschaft des Erzstifts über 
Erfurt zu erweitern, eine Commission dahin aborducte. Allein 
die sächsischen Fürsten ließen die mainzer Räthe, obgleich Frie- 
drich von aller Gewalt abmahnte, in Georgenthal aufheben und 
nach Hause schicken. Als nun die Stadt Söldner annahm, als 
es zwischen diesen und den Studenten zum Kampfe kam, wobei 
die Gebäude der Hochschule mit Stücken beschossen, die Biblio- 
thek, die Archive und Schriften geplündert oder zerstört wur- 
den 1510 (das sogenaunte „tolle Jahr“), als die mainzer 
Umtriebe, seitdem eine zweite Commission glücklich in die Stadt 
28“ 
1510
	        
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