442 Sachsen als Wiege der Reformation.
der Einsammler erheischte besondere Maßregeln zur Verhütung
von Unterschleifen, wie deren schon bei dem leipziger Professor
Nic. Weigel getroffen wurden, der im Auftrage des baseler
Koncils Ablaß für die Griechen verkanfte. Nur höchst ungern
sahen die Fürsten so große Summen aus dem ohnehin durch
Kriege erschöpften Lande gehen. Als daher im Jahre 1458
schon wieder ein päpstlicher Legat, Marinns de Fregeno, er-
schien, um zum Besten des Türkenkrieges Ablaß zu verkaufen,
bedang sich wenigsteus der Kurfürst insgeheim die Hälfte des
Reinertrags für seine Kasse aus, aber selbst die specielle Be-
aufsichtigung durch kurfürstliche Beamte konnte nicht verhindern,
daß der schlaue Italiener betrog. Im Jahre 1490 vereinigten
sich die Fürsten beider Linien, ohne beiderseitige Zustimmung
keine Erlaubniß zum Verkauf von Ablaß geben zu wollen. Daß
auch hier die Opposition frühzeitig rege wurde, ist demnach er-
klärlich. Trotz der früheren Feindschaft wirkte die hussitische
Nachbarschaft zu Vergleichungen und Untersuchungen über die
Streitpunkte des Lehrbegriffs und des Ritus anregend, zumal
seitdem sich in Folge der engen Verbindung des Fürstenhauses
mit Georg Podiebrad der Abscheu gegen die böhmische Ketzerei
abkühlen mußte. Es ist bedeutsam, daß Gregor von Heimburg,
der starrste Feind der römischen Hierarchie, bei Herzog Albrecht
ein Asyl für seine letzten Lebenstage fand; sein Freund und
Gesinnungsgenosse, Heinrich Leubing, wurde 1465 Kanonicus
in Meißen und der dresdner Prediger Andreas Proles, als
Vicar des Augustinerordens Staupitzens Vorgänger, zog sich
durch seinen Freimuth den Bann zu. Nicht mit Unrecht weis-
sagte Bischof Johann VI. von Meißen dem neugestifteten Kloster
auf dem Königstein keine Blüthe „wegen Nähe böhmischer Luft“.
Aber sowenig man diese Anfänge übersehen darf, so sind doch
die eigentlich wirkenden Ursachen, welche den sächsischen Boden
geschickt machten, den Keim der Reformation zu empfangen,
nicht hier, sondern westlicher, in Thüringen, zu suchen.
Hatte dort schon die mächtige vom Kloster Bursfelde aus-
gehende Bewegung für die gründliche Erneuerung des klöster-
lichen Lebens schnell Eingang und namentlich in dem erfurter
St. Petersstift einen über ganz Thüringen hin erfrischend wir-