Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

84 Herzoge der Sachsen. 
linge, die Anhänger Ludwigs; doch war dieser Aufstand nur 
vorübergehend #). 
In den Kriegen Karls treten Herzoge an die Spitze der 
einzelnen sächsischen Provinzen. Aber ohne Zweifel waren Wi- 
dukind, Albion, Bruno, Hessi nur Anführer für den Krieg aus 
den vornehmeren und reicheren Geschlechtern und nicht Herzoge im 
späteren Sinne des Wortes. „Denn vor einem Kriege“, sagt 
Widukind von Corvei, „wurde ein allgemeiner Befehlshaber 
gewählt, und nach dem Kriege lebte Jeder wieder nach gleichem 
Rechte und Gesetze, zufrieden mit der eigenen Macht.“ ) Aber 
es konnte nicht fehlen, daß einzelne vornehme Familien, die eine 
Reihe großer Erinnerungen und, was wirksamer, großer Männer 
aufzuweisen hatten, sich zu einem höheren fürstlichen Ansehen 
emporschwangen, und dies gilt vor Allem von dem mächtigen 
Hause der Liudolfinger, welches, aus den altsächsischen Ede- 
lingen entsprossen, mit der Zeit eine förmliche herzogliche Gewalt 
über Sachsen gewann, zumal die späteren Karolinger in die 
inneren Angelegenhelten des ihnen entfernt liegenden Sachsens 
sich möglichst wenig einzumischen pflegten. Die Annahme einer 
Abstammung Liudolfs von Widukind, von der keine ältere 
Quelle etwas weiß, beruht auf durchaus unsicherer Vermuthung; 
selbst der, daß Lindolf der Sohn jenes Ekbert gewesen sei, dem 
Karl der Große die Vertheidigung die Nordgrenze des Reichs 
übertrug und der sich mit Ida, einer Verwandtin des Kaisers, 
vermählte, stehen ebenfalls erhebliche Bedenken entgegen. Eher 
darf man in Liudolf einen Enkel des Bruno, der ein Fürst 
der Engern war, vermuthen 2s). Mit Sicherheit läßt sich also 
die Herkunft des sächsischen Herzogshauses nicht höher hinauf als 
bis zu Liudolf selbst verfolgen. Seine reichen Güter lagen in 
Engern, im Nidgau und dem sächsischen Hessengau, von wo 
sich dieses Geschlecht einerseits nach Westfalen, andererseits nach 
Ostfalen (wo Lindolf das Kloster Gaudersheim stiftete und 
dotirte) ausbreitete; auch im Bardengau finden sich Besitzungen 
desselben. Da sonach Liudolfs Ansehen und Güter sich über 
1) Nithard 1V, 2. 
2) Widukind I1, 14. 
9) Vergl. Wait, Jahrblicher des dentschen Reichs unter Helurich I. 
(neue Bearbeitung 1863), Excurs 1, woselbst auch die einschlagende Literatur.
	        
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