Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

448 Beginn der Reformation. 
Sermon von Ablaß und Gnade folgen ließ. Sein theologischer 
Angriff wurde zum Weckruf, in den die ganze nationale Oppo- 
sition gegen Rom einstimmte. 
Der erste Schritt war gethau, mit Umsicht und mit 
Schonung gegen den Papst, den Luther damals noch hoch- 
achtete, weil er ihm keinen Antheil an diesen Freveln zutraute. 
Es hä#tte von den Ablaßfreunden selbst abgehangen, Luthern 
zum Schweigen zu bringen, wenn sie selbst nicht durch Gegen- 
schriften, mitunter der ungeschicktesten und unschicklichsten Art, 
ihn herausgefordert hätten, die dann seinen Zorn erregten und 
ihn zu neuen tieferen Untersuchungen aufreizten. Es zeigt sich 
durch die ganze Reformationsgeschichte, daß gerade die Ver- 
theidiger des alten Glaubens diesem am meisten geschaden haben. 
Luther selbst bestand, wie er selbst gesteht, manche Angst und 
manchen Seelenkampf, aber das Bewußtsein reiner Absicht und 
Bibelmäßigkeit stärkte ihn. War auch anfangs der Beifall, der 
ihm zu Ohren kam, ulcht so groß, als er erwartet hatte, dach 
ten nicht Alle wie der edle meißner Bischof, Johann von Sal- 
hausen, oder Lorenz von Bibra, der würzburger, so gaben ihm 
doch seine Gegner selbst allen seinen Muth wieder. So er- 
zeugten Tetzels (oder richtiger Wimpinas) Gegensätze, die 
Schreiereien eines Johann Eck, Prierias und Hogstraten, das 
Gegentheil von dem, was sie bezweckten. Der Beifall, den 
Luther bei den Studirenden in Wittenberg fand, konnte freilich 
zum Theil seinen Neuerungen als solchen gelten; aber wenn 
bald ritterliche Männer, wie Hutten, Sickingen, Schaumburg, 
ihm ihren Beifall zollten und ihren Arm anboten, wenn er an 
Bodenstein oder Karlstadt einen fast zu heftigen, an dem großen, 
milden Melauchthon bald einen hochgelehrten Gehilfen erhielt 
und am Hofe des Kurfürsten einen Freund und Fürsprecher in 
dem Hofprediger Spalatin, so schienen sich doch auch äußerlich 
die Verhältnisse zu seiner Beruhigung gestalten zu müssen. Und 
Gott half weiter! 
Nicht zunächst aus theologischer Überzeugung war Friedrich 
der Weise mit Luthers Angriff einverstanden. Als dieser kurz 
vorher einst in Wittenberg gegen den Ablaß predigte, „ver- 
diente er damit schlechte Guade"“ bei dem Kurfürsten, deun
	        
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