Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

44 Kurfürst Friedrich der Weise. 
möchten den Ernst und die Folge in der Straff nicht erhalten 
können, so weiß E. Kurf. G. solches in keinem Weg nicht 
zu rathen, denn wo es E. Kurf. G. sollten irgend einen 
Schimpf darüber einlegen, so wäre mir es ja leht, daß ich 
E. Kurf. G. darzu sollte gerathen oder gedienet haben.“ 
Worauf der Kurfürst sagte: „Graf Philipps, wir nemen diese 
Eure Antwort in keinen Ungnaden auf, und ist eben dieses 
auch unser Bedenken, warum wir es nicht wollen annehmen.“ ) 
Die Weissagung, die Reuchlin in Sprüchw. Sal. 30, 31 ge- 
funden hatte, daß nach Maximilian Friedrich Kaiser werden 
würde, erfüllte sich nicht. Überzeugt, daß nur so die öster- 
reichischen Länder beim Reiche erhalten, die Türken abgehalten 
werden könnten, lehnte Friedrich nicht bloß die Krone ab, son- 
dern gab auch seine Stimme dem Erzherzog Karl von Oster- 
reich, dem nun auch die übrigen beifielen. Nicht alle Räthe 
des Kurfürsten waren mit ihm gleicher Meinung. Fabian von 
Feilitzsch meinte, auf Friedrichs Frage, wie ihm die Wahl ge- 
falle: „umn die Raben müssen ja einen Geier haben!“ worauf 
Friedrich entgegnete: „Gott hat uns einen Kaiser zu Gnaden 
und Ungnaden gegeben!“ Wermn aber Friedrich auf der einen 
Seite die große Macht Karls für die Sicherheit des Reiches 
nach außen für nöthig hielt, so sollte andernseits die Wahl- 
kapitulation, die man ihn beschwören ließ und die vorzugsweise 
Friedrichs Werk war, vor dem Mißbrauche derselben im Innern 
des Reiches sicher stellen. König Karl beeiferte sich, dem Kur- 
fürsten seinen Dank für dessen Haltung bei der Wahl an den 
Tag zu legen 2). Zwar alle und jede Geschenke, deren die 
wichtigeren deutschen Fürsten damals so viele erhielten, wies 
dieser ab und verbot auch seinen Leuten deren Amahme bei 
Strafe der Entlassung. Nur die Hälfte seiner (wahrscheinlich 
auf dem Wahlconvente gemachten) Schulden wurde ihm mit 
1) S. d. Extract aus Luc. Geierbergs Leben Philippsen Grasen 
v. Solms (Marb. 1561, 4% in Senkenbergs Vorrede zu H. H. Dav. 
Göbels Beiträgen zur Staatgesch. von Europa unter Kaiser Karl V. 
(Lemgo 1767, 4°), S. XIX. 
12) Verschiedene auf die Wahl bezügliche Urkunden s. bei Spalatin 
a. a. O., S. 9#ff.
	        
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