Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Kaiserwahl. Leipziger Disputation. 455 
32,500 Fl. bezahlt 1). Aber am Abend nach der Wahl trugen 
ihm die spanischen Unterhändler aufs neue die Hand der In- 
fantin für seinen Neffen an, die er nunmehr annahm, Karl 
ernannte ihn zum Statthalter des Regiments und gab sich bei 
der Krönungsfeier zu Aachen recht geflissentlich den Schein, als 
ob er nach dem Rathe dieses verehrtesten unter den Fürsten 
begehre und sich richten werde. 
Das fünfmonatliche Reichsvicariat war der Reformation, 
die als eine junge Pflanze auch ihren Sonnenschein brauchte, 
sehr gedeihlich gewesen. Der Papst fürchtete in Luther den 
Kurfürsten selbst zu beleidigen, und rechnete vielleicht zu viel 
auf Miltitzens Sendung, der aber höchstens Tetzeln durch die 
Drohung mit der Nache Roms einen Todesschrecken eingeflößt 
hatte. Auch waren die Blicke Leos weit mehr auf die frank- 
furter Wahlverhandlungen gerichtet. Währenddem hatte die 
merkwürdige 20tägige Disputation zu Leipzig; am 27. Juni 
1519, dem Tage vor der Wahl Karls, ihren Anfang genommen; 
es zeigte sich bald, daß sie im wahren Interesse der römischen 
Kurie besser unterblieben wäre. Aber der eitle Johann Eck, 
der sich auf seine sophistischen Fechterstreiche verließ, forderte 
nicht nur Andreas Bodenstein aus Karlstadt, sondern, weil es 
ihm ehrenvoller schien, sich mit dem Meister selbst zu messen, 
auch Dr. Luther selbst auf. Der merseburger Bischof, als 
Kanzler der leipziger Universität, hatte zwar, im richtigen Ge- 
fühle der Gefahr für den alten Glauben, die Disputation bei 
Strafe des Bannes untersagt, aber Herzog Georg von Sachsen 
als Landesherr das Verbot abreißen und drohend dem Bischof 
erklären lassen, „daß er nicht nur, wenn die Theologen fort- 
fahren sollten die Unterredung zu fliehen oder ihr Hindernisse 
in den Weg zu legen, sie selbst als offenbare Betrüger des 
1) Andr. Seb. Stumpf, Bayerns politische Geschichte (München 
1816) 1I, 1. S. 23, aus einer bei den kurpfälzischen Wahlacten besindlichen 
specisicirten Nechnung, also höchst glaubwürdig. Die ganze Wahl hatte 
dem Kaiser 852189 Fl. an Geschenken gekostet. Mainz erhielt z., B. 
104000 Fl., Trier bloß 22000. Über die von Friedrich abgelehnte 
Krone sagt Erasmus: „is mea sententia majori cum laude recusavit 
imperium, quam aliül ambierunt“.
	        
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