Th. Münzer in Thüringen. 477 
der Rath wurde gestürzt und durch einen neuen ewigen Rath 1 
ersetzt. Während aber Pfeiffers Thätigkeit sich meist auf die 
Stadt beschränkte, wirkte Münzer auch in die Ferne. Seine 
Lehre auch praktisch durchzuführen, begann er Gütergemeinschaft 
im Sinne der Apostelgemeinde einzurichten; ganz Thüringen 
durchzogen seine Sendboten, das Volk zur Aufrichtung des 
neuen Gottesreiches zu bewegen; aller Orten rotteten sich die 
bewassneten Haufen der Bauern zusammen, zwangen die Grafen 
von Schwarzburg, von Mansfeld und andere Herren, dem 
„neuen Bunde der Brüder in neuer Freiheit und Gleichheit“ 
beizutreten; Gotha verdankte der Besonnenheit seines Predigers 
Mekum, daß die Ordnung im Ganzen aufrecht erhalten wurde, 
die Bauern Ichtershausen und die umliegenden Schlösser ver- 
schonten; dagegen verfiel Neinhardsbrunn gleich der Abtei Horn- 
burg im herzoglichen Gebiete der. Zerstörung. In Erfurt gelang 
es zwar anfangs dem Stadtrath, den Grimm der Bauern von 
sich auf die noch vorhandenen Reste des alten Kirchenthums 
abzulenken, die er ihrer Zerstörungswuth preisgab, zuletzt wurde 
er aber doch auch gestürzt. 
Luther hatte anfangs den Fürsten, da sie durch #hre Schin- 
derei und Erpressung und Vorenthaltung der reinen Lehre die 
Leute so weit gebracht hätten, zu gütlicher Vermittlung gerathen, 
auf die verführten Bauern durch Vorstellungen und Belehrungen 
zu wirken versucht. Als aber das Treiben der „Mordpropheten 
und Rottengeister“ immer weiter um sich griff, als seine Pre- 
digt, mit der er an verschiedenen Orten Thüringens die Unter- 
thanen im Gehorsam zu halten strebte, wirkungslos verhallte, 
als die Kunde von den Blutthaten erscholl, welche die Bauern 
am Neckar verübt hatten, da erhob er sich in flammendem 
Zorn, um mit der ganzen Macht seiner persönlichen Auctorität 
die Obrigkeit zur schonungslosen Vertilgung der Empörer auf- 
zurufen, damit nicht die reine Sache des Evangeliums mit der 
fauatischen Wildheit der Bauern vermengt und in der Auf- 
lösung aller bürgerlichen Ordnung das neuangezündete Licht des 
göttlichen Wortes wieder ausgelöscht werde. 
1) d. h. ein ohne Wechsel regierender.