Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Kurfürst Friedrichs des Weisen Tod. 479 
burgischen, im Mansfeldischen wurde der Aufstand glücklich 
unterdrückt. Der milde Johann verfuhr mit Gelindigkeit gegen 
die Verirrten, im Sinne seines schon verstorbenen Bruders, 
Friedrichs des Weisen, welcher aus Mitleiden mit dem armen 
verführten Volke länger vielleicht als billig mit gewaffneter 
Einschreitung gezögert hatte. Im eigentlichen Kurlande blieb 
Alles ruhig. Im Erzgebirge dagegen schwärmten die Bauern, be- 
sonders im Gebiete der Herren von Schönburg, an der Mulde 
und um Annaberg, verwüsteten die Klöster Grünhain und Aue, 
plünderten etliche Schlösser und Pfarrhäuser. Von Joachims- 
thal aus aufgereizt, machten auch die Bergknappen ihre Artikel, 
aber es blieb bei vereinzelten Ausbrüchen, den gutmüthigen 
Erzgebirgern giug die fanatische Euergie ihrer oberdeutschen 
Brüder ab; auf die Zusicherung der Abstellung ihrer Beschwerden 
gaben sie sich wieder zur Ruhe, daher auch nur einzelne Rädels- 
führer mit dem Leben büßten 1). In Erfurt gab die Nieder- 
lage der Bauern das Signal zu einer blutigen Neaction, aber 
lange noch schwankte der wiederhergestellte Rath, um weder 
dem mainzer Erbherrn noch dem sächsischen Schutzherrn zu viel 
Einfluß zu gönnen, zwischen der Anhänglichkeit au die alte und 
der Hinneigung zu der neuen Lehre äugstlich hin und her, bis 
die Stadt im Jahre 1530 durch den Vertrag zu Hammelburg 
den Erzbischof wicder als ihren Erbherrn anerkannte und 1533 
sich auch mit dem sächsischen Kurfürsten vertrug. Das einzige 
bleibende Resultat aller dieser Wirren für Erfurt war der 
Ruin seiner Universität?). 
Schon am 5. Mai 1525, also 10 Tage vor jener Schlacht 
auf dem frankenhäuser Berge, oder an demselben Tage, wo 
Graf Albrecht von Mansfeld die Bauern am Harze schlug, 
war im 63. Jahre seines Lebens Friedrich der Weise zu Lochan 
am Steinübel verschieden, derjenige von den Fürsten, auf den 
die Bauern ihr Vertrauen gesetzt hatten. „Herzog Friedrich 
von Sachsen“, schrieb einer ihrer Führer, „der ein Vater aller 
1) Hering, Geschichte des sächs. Hochlandes 1, 203—205. Seide- 
mann, Die Unruhen im Erzgebirge während des Bauernkrieges in Abh. 
d. hist. Cl. d. Akad. d. W. z. München (1865) X, 145 ff. 
2) Kampschulte a. a. O. II, 209.
	        
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