Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

480 Kurfürst Friedrichs des Weisen Tod; 
Evangelischen gewesen, ist Todes verschieden. Mit ihm ist 
meines Erachtens ein großer Trost unseres Theils gefallen.“ 
„Ach, was soll ich doch länger hier auf Erden thun, sagte 
er wenige Tage vorher auf seinem Schmerzenslager, „denn es 
ist doch hier auf Erden keine Liebe, Wahrheit und Treue mehr!“ 
Er hatte noch das Abendmahl unter zweifacher Gestalt genossen 
und so über seine wahre Gesinnung jeden Zweifel gehoben. 
Denn öffentlich und unmittelbar hatte er sich noch nicht für 
die Reformation erklärt, vielmehr noch im Jahre vor seinem 
Tode darüber gewacht, daß der Meßdienst im Allerheiligenstifte 
pünktlich versehen werde. Ein gewisses Zurückhalten — selbst 
seines Vetters Georg Gesinnung mochte dies sehr räthlich 
machen —, ein es nicht aufs Außerste kommen Lassen war 
immer seine Sache; er konnte es geschehen lassen, daß die 
meißner und' merseburger Bischöfe in seinem Lande beweibte 
Geistliche, ausgetretene Mönche vorluden, aber man findet nicht, 
daß er sie auch gezwungen hat zu erscheinen, und endlich nimmt 
er gewöhnlich zu der Formel seine Zuflucht, er habe gehofft, 
der Bischof werde ihn nicht weiter mit diesen Sachen be- 
schweren 1). Aber so eifersüchtig auf seine landesherrlichen Be- 
fugnisse er auch die junge Reformation gegen die Willkür päpst- 
licher und kaiserlicher Entscheidungen in seinen Schutz nahm, 
so wenig hat er sich je verleiten lassen, seine weltliche Macht 
nach der entgegengesetzten Seite zur Verfolgung Andersdenkender 
zu mißbrauchen. — Friedrich starb in einer bedenklichen Zeit. 
Der Bauernkrieg war im Lande; des Kaisers Macht mußte 
nach der Schlacht von Pavia und des Gegners Gefangen- 
nehmung selbst für Deutschland und die Reformation hochbe- 
denklich werden (wengleich die nächste Gefahr durch Franzens 
Meineid in Madrid abgewendet, d. h. ein neuer Krieg ent- 
zündet wurde). Flüchtig und abgesetzt irrte in seinen Staaten 
der Sohn seiner Schwester Christina, der König Christian von 
Dänemark, herum, des jungen Kaisers anfängliche Ergebenheit 
1) M. s. die merkwürdigen Verhandlungen zwischen dem Kurfürsten 
und den Bischöfen von Meißen und Merseburg (wo wirklich Schriften 
Luthers verbraunt worden waren), in der Samml. vermischt. Beitr. zur 
sächs. Gesch. 11, 280 und 1IV. 282 fl.
	        
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