Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

482 Kurfürst Johann der Beständige. 
dem vielen Fürsten des Hauses lieb gewesen. Viele Schlösser 
und Kirchen ließ er bauen, weil man, pflegte er zu sagen, 
vielen armen Leuten damit dienet, wenn man bauet. Seiner 
Liebe zu den Wissenschaften ist schon gedacht; doch war es bei 
ihm kein todtes Wissen, es ging ins Leben über, und manchen 
weisen Spruch schrieb er an seine Wände 1). 
3. Sachsen und die Neformation unter Kurfürsi Johann dem Bestän- 
digen bis zur Protestation zu Speier 1529. 
Für die Reife, welche die Reformation in Sachsen in den 
7 ½ Jahren, seit Luther ihre Fahne erhoben hatte, erhalten, 
konnte es fast erwünscht scheinen, daß nun ein Fürst das Haupt- 
land und die Wiege der norddeutschen Kirchenverbesserung zu 
regieren erhielt, der bei manchen Schwächen und Mängeln das- 
jenige gewiß hatte, was einem Friedrich immer und von nun 
an nicht ohne Nachtheil gefehlt haben würde, eine fest entschie- 
dene nachdrückliche Melnung für die Sache, elinen geulssen 
Muth, nöthigenfalls auch mit den Waffen das zu verfechten, 
was bis jetzt nur Religionsgespräche, Reichstage und Schriften 
zu vertreten gesucht hatten. Die Zeit konnte kommen, wo 
jene Mittel nicht mehr zureichten. 
Mit seinen Brüdern gelehrt erzogen, brachte er einen Theil 
seiner Iugend (geboren 30. Juni 1468) am Hofe seines Groß- 
oheims, des Kaisers Friedrich III., zu, wohnte unter Koaiser 
Maximilian den Feldzügen gegen die Venetianer und Ungarn 
bei und verdiente sich bei Stuhlweißenburgs Eroberung sogar 
1) So fand man zu Lochan an der Wand eine Stelle Ciceros De 
legibus so paraphrasirt: « 
»WennderFilrstistielbsteinKind, 
Hat Räth, die unerfahren sind, 
Priester, die bös Exempel geben, 
Leut', die ohne Gott'sfurcht leben, 
Ein' unversuchte Nitterschaft, 
Ein Adel, der kein Tugend achl't, 
Ein Nichter, der kein Unrecht straft, 
Da steht das Recht auf Gunst und Gab', 
Und nehmen Land und Leute ab.“
	        
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