Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

1627 
484 Kurfürst Johann der Beständige. 
beiderlei Gestalt einzuführen. Mecklenburg und Pommern 
(dessen Herzog Barnim eine Zeit lang Ehrenrector der witten- 
berger Universität gewesen) hatten dasselbe gethau. Auch einige 
braunschweigische Anien traten der neuen Lehre bei, von aus- 
wärtigen Reichen Dänemark und Schweden, wo sie schon jetzt 
großen Anhang und bald (1527) öffentliche und um so bleiben- 
dere Anerkennung fand, weil man das Bestehen der Dynastie 
und der Verfassung zum Theil an die Reformation geknüpft 
hatte. Und die so in und um Deutschland verbreitete Refor- 
mation, die überall lang gefühlten Bedürfnissen entgegenkam 
und leider auch manchem Eigennutze schmeichelte, ließ noch gar 
keine Ländergrenzen errathen, wo sie aufhören könne! 
Glücklich hatte die Reformation die Krisis des Bauern- 
krieges bestanden; unverrückt hielt Luther nach wie vor auf 
dem Grunde des Evangeliums fest. Aber die natürliche 
Neaction, welche nach Bewältigung des Aufruhrs nicht aus- 
bleiben konnte, ließ jetzt den altgläubigen Fürsten den Zeitpunkt 
gekommen scheinen, wo man auch gegen die NReformation, die 
ihnen als die unzweifelhafte Wurzel der ganzen Empörung galt, 
mit energischen Maßregeln vorschreiten müsse. Dies war vor 
allen Herzog Georgs Ansicht; er hoffte jetzt nicht nur auf 
seinen Vetter, den Kurfürsten, den Einfluß auszuüben, den ihm 
trotz wiederholter Versuche Friedrichs des Weisen geistige Über- 
legenheit nie eingeräumt hatte, sondern auch auf den jungen 
Landgrafen vermöge der natürlichen Auctorität als dessen 
Schwiegervater bestimmend einzuwirken. Da ist es eben das 
große Verdienst Johanns, daß er ebenso dem Andringen der 
Neaction beharrlichen Widerstand zu leisten als auch auf der 
andern Seite das allzurasche Feuer des Landgrafen Philipp zu 
mäßigen verstand. Als Georg nach dem Falle von Mühlhausen 
weitere Maßregeln gegen die Bauern mit seinen Verbündeten 
verabredete, unternahm er den ersten Angriff, drang in den 
Kurfürsten, Luthern zu verfolgen, warnte seinen Schwiegersohn, 
sich der Sache desselben anhängig zu machen. Ihre Antwort: 
„daß sie der lutherischen Handlung nur insoweit auhingen, als 
sie mit dem Evangelium übereinstimme, daß ihnen dieses aus- 
zurotten weder gebühre noch möglich sei, daß es ihnen aber
	        
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