88 Die Dalemincier.
Dritter Abschnitt.
Völlige Unterwerfung der Sorben. Neue Gründung öst-
licherer Marken, besonders der meißner Mark. Befesti-
gung derselben durch Bisthümer. Heinrich L. — Otto I.
und Markgraf Gero. Thüringen im Hintergrunde.
1. Kämpfe gegen die Sorben und ihre Verbündete.
Schon im Jahre 908 hatten Otto der Erlauchte und sein
Sohn wieder gegen die Dalemincier gekämpft, deren Hauptsitz
im meißnischen Elbthale und in der Gegend von Lommatsch
war, welches noch den alten Namen dieser Slaven Glomaci
aufbewahrt, und wahrscheinlich hing mit diesem Kampfe die
schnelle Beslizergrelfung der thüriugischen Mark zusammen. Da-
mals kamen den Sorben die Ungarn als Verbündete zu Hilfe.
Es ist nicht zweifelhaft, daß die noch öfters genannten Avaren
die Ungarn, die spätern Inhaber ihres Landes, gewesen sind.
Am meisten litten die Dalemincier selbst durch ihre Gäste und
Bundesgenossen und mußten sogar einmal wegen Hungersnoth
auswandern. Zugleich gehörte ihr Land mit zu der Straße,
welche die Ungarn nach Thüringen und Sachsen einzuschlagen
pflegten. Soviel aber sah Heinrich wohl, daß er die Sor-
ben nicht dauernd bezwingen könne, solange sie an jenen wilden
Schwärmen und an den Böhmen Nückhalt hatten, und daß er
ebenso die Ungarn selbst nicht bleibend von Deutschland ab-
halten werde, solange er dem kühnen Reitervolk ulcht eine
gleich gewandte Reiterei und eine größere Anzahl fester Plätze,
deren Werth aus eigener doppelter Erfahrung ihm eingeleuchtet,
bꝛs entgegensetzen könne.
5 Im Jahre 923 oder 924 (denn in den Quellen herrscht
" große Verwirrung in der Zeit und Reihenfolge der Begeben-
heiten) geschah es, daß Heinrich in ungleichem Kampfe mit
den Ungarn in den festen Platz Bichni (wahrscheinlich Püchen
an der Mulde) versprengt wurde und dort sich rettete, wofür