Reichstag zu Augsburg 1630. 501
Apologie der Confutation, die indeß vom Kaiser nicht ange-
nommen wurde. Überhaupt verhehlte derselbe seinen Unwillen
gegen die Protestanten und gegen den sächsischen Kurfürsten
insbesondere nicht länger. Unter dem ausdrücklichen Anführen
der Ketzerei verweigerte er ihm nicht nur die erst vor Kurzem
versprochene Belehnung über seine Länder, obgleich Johann
schon die Eventualbelehnung mit seinem Bruder Friedrich dem
Weisen erhalten hatte, sondern schlug ihm auch die Bestätigung
des 1526 zwischen Johann Friedrich und Sibylle von Jülich-
Cleve geschlossenen Ehevertrags ab, mit welchem die Succession
in jenen Ländern für den Fall, daß der Prinzessin Eltern ohne
mämliche Erben stürben, verknüpft war. Ja, Kurfürst Joachim
erklärte ihm geradezu: füge er sich nicht, so werde ihn der
Kaiser von Land und Leuten verjagen, an seiner Person das
äußerste Recht vollstrecken. Da aber zeigte sich, welche un-
erschütterliche Standhaftigkeit, festgewurzelt in der Tiefe einer
wahrhaft religissen überzeugung, in diesem sonst so ruhigen
und milden Charakter wohne. Alt und kränklich, wie er war,
von allen Mitteln entblößt, um der gewaltigen Macht des
Kaisers auch nur mit einiger Aussicht auf Erfolg zu wider-
stehen, dazu von dem lebhaftesten Gefühl seiner reichsständischen
Pflichten gegen den Kaiser durchdrungen, war er doch keinen
Augenblick zweifelhaft, welchen Weg er einzuschlagen habe. Wie
er schon den Vorschlag seiner Theologen, er solle sie, um sich
nicht selbst zu gefährden, die Confession nur in ihrem eigenen
Namen übergeben lassen, mit den Worten zurückgewiesen hatte:
„Ich will meinen Christus auch mit bekennen“, so rief er
jetzt: „Entweder Gott verleugnen oder die Welt, wer kann
zweifeln, was das Beste sei? Gott hat mich zu einem Kur-
fürsten des Reichs gemacht, was ich niemals werth geworden
bin, er mache ferner aus mir, was ihm gefällt.“ Seine Stand-
haftigkeit wurde der Fels, an den sich die übrigen Protestanten
anlehnten. Der Landgraf, der sich bereits wider des Kaisers
Willen in der Stille von Augsburg entfernt hatte, ließ ihn
wissen, er wolle Leib und Gut, Land und Leute bei ihm und
bei Gottes Wort lassen. Unpolitisch war es freilich, daß man
die vier oberländischen Städte Straßburg, Kostnitz, Lindau und