1538
516 Erweiterung des schmalkaldischen Bundes.
damit an seinem Vetter empfindliche Vergeltung dafür, daß er
im November 1533 zu Halle einen Bund zur Aufrechthaltung
des alten Glaubens gestiftet, daß er viele der Reformation ge-
neigte Adelige aus seinem Lande vertrieben hatte 1) (wogegen
er auch ein Gleiches mit katholischen gethan). Kein Wunder,
daß kurz darauf, als zu Zeiz die Erbverbrüderung zwischen den
Häusern Sachsen, Brandenburg und Hessen erneuert werden
sollte, der Streit zwischen Johann Friedrich und Georg über
Beibehaltung oder Beseitigung der Formel „der heiligen
römischen Kirche zu Ehren“ überhaupt ein Einverständniß un-
möglich machte ). Damals wurde wirklich das kleine Schmal-
kalden welthistorisch, deum von hier ging die Opposition gegen
Papst und Kaiser aus. Denn obgleich der letztere jetzt wirk-
lich aufrichtig die Erhaltung des Friedens mit den Protestanten
wünschte, so führte doch sein Abgesandter Held, ganz gegen seine
Instruction, eine so feindselige Sprache, daß dieselben sofort
wieder auf Maßregeln zu ihrer Sicherung Bedacht zu nehmen
anfingen. Im März 1538 wurde ein neuer Fürstentag zu
Braunschweig abgehalten, eine feierliche Gesandtschaft, von der
man schon auf einem Tag zu Zerbst (Februar 1538) gesprochen,
nach Frankreich und England abgefertigt und König Christian III.
von Dänemark aufgenommen. Auch Joachims II. von Bran-
denburg Übertritt zur neuen Lehre erwartete- man fast täglich,
und Kurfürst Hermann von Köln beabsichtigte schon seit Jahren
die Einführung der neuen Lehre für sein Erzstift. Gewiß halb
Deutschland war schon evangelisch, und wenn auch nicht im
schmalkaldischen Bunde, doch wider diesen nicht zu brauchen.
Auch mit den Zwinglianern der oberdeutschen Städte hatte sich
Luther über die streitigen Punkte so vereinigt, daß er am
wenigsten, im Grunde gar nichts nachzugeben und aufzuopfern
genöthigt gewesen war. Am 25. Mai 1536 war die witten-
berger Concordie unterschrieben worden, und zwei Jahre darauf
machten auch die Schweizer mit Luther Frieden; eigentlich gab
hier Niemand nach, aber als man Frieden ernstlich wollte,
fand man ihn bald.
1) Friedrichs Brief an Hofmann bei Seckendorf III, 128. 129.
2) Die Urkunde bei v. Langenn, Moritz II, 177.