Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

König Heinrich 1. 41 
Reiterheere umgeschaffen, sondern auch das Land durch Er- 
banung fester Plätze (urbes; nicht Städte, civitates) gedeckt. 
Sachsen und Thüringen entbehrten solcher Burgen noch mehr 
als die Donau= und Rhein-Gegenden, wo die überreste der 
alten Römerstädte standen. Es waren feste Zufluchtsstätten, 
bestimmt, bei Einfällen der der Belagerung unkundigen Ungarn 
die Bewohner des Bezirks mit deren bester Habe bis zum 
Eintreffen weiterer Hilfe aufzunehmen. Theils wurden offene 
Flecken mit Mauern umgeben, wie besonders Merseburg, wo 
auch die steinerne Kirche ihm ihren Ursprung verdankt, theils 
an schicklichen Orten neue Burgen gebaut, Besatzungen hinein- 
gelegt und verordnet, daß der neunte Mann vom Lande in 
diese sogenannten Städte ziehen und Wohnungen und Schenern 
für den Fall eines Krieges erbauen solle. Nur die Dienst- 
leute des Königs in den Marken können unter diesen milites 
agrarüdes Widukind zu verstehen sein; unmöglich hätte er 
den Freien solchen Zwang auflegen können. Die Burgwacht 
sollte der Reihe nach von den Vasallen des Umlandes ver- 
richtet, und um das Aufblühen dieser neuen Anlagen zu fördern, 
sollten Feste und Feierlichkeiten nur in den Städten abgehalten 
werden. Viel räuberisch Gesindel schuf er zu einer Krieger- 
schaar um und legte sie in die Vorstadt Merseburgs, um sie 
zur Vertheidigung der Stadt oder zum Zuge im offenen 
Felde zu verwenden. Davon nannte man diese Schaaren sämmt- 
lich Merseburger oder nach einem nahgelegenen Orte Keusch- 
berger (Cuskiburgenscs). 
Vater der deutschen Städte kaun man darum Heinrich zwar 
nicht neuuen, aber doch gingen diese zum Theil aus jenen 
Burgen (urbibus), zum Theil aber auch aus den bischöflichen 
und königlichen Pfalzen hervor 1). 
Als die ungarischen Gesandten 932 den jährlichen Tribut 
forderten, wurden sie schure zurückgewiesen. Da brachen ihre 
Heere gegen Dalemincien hervor, fanden aber schon hier Alles 
1) Daß Heiurich wie bei der Ordnung der Reichsverhältnisse so auch 
bei der Erbaunng der Burgen dem Vorbilde der stammverwandten Angel- 
sachsen in Britannien gefolgt sei, führt Giesebrecht nach Lappenbergs 
Vorgang aus: Kaiserzeit I, 192 u. 204. 
932
	        
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