Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Vertreibung Heinrichs von Braunschweig. 525 
ganze Land in ihren Händen, während Heinrich, zum Wider- 
stand zu schwach, mit seinem Sohne Karl zum Herzog Ludwig 
von Bayern nach Landöhnt flüchtete. Die Sieger, ohne auf 
Inhibitionen, Restitutionsmandate u. dergl. zu achten, führten 
nun in diesem Lande sogleich die Reformation und eine Kirchen- 
ordnuung Bugenhagens in plattdeutscher Sprache ein. Eine 
Vermittlung Ludwigs von Bayern zeigte bald, w#i wenig die 
Sieger gesonnen waren das Land herauszugeben; nur den Kin- 
dern wollte man es gegen eine Million Gulden zurückstellen 
(800000 betrugen nach Johann Friedrichs unglaublicher Rech- 
nung die Kriegskosten des Bundes, und den Rest dürfe man 
für die Kasse fordern, für Mühe und Gefahr !). Kaum wird 
man leugnen, daß mit diesem Verfahren gegen Braunschweig 
die schmalkaldischen Bundesgenossen sich einer Gewaltthat schul- 
dig machten. Allein es war für die Protestanten von zu 
großer Wichtigkeit, nicht länger an Heinrich das einzige, aber 
desto heftigere Mitglied der christlichen Einigung im Rücken zu 
haben; man wollte den Katholiken und dem Papste diese den 
protestantischen Zusammenhang im deutschen Norden durch- 
brechende vereinzelte Provinz nicht lassen. Von den Katholiken 
aber und dem heiligen Bunde wurde ihr wilder Vorfechter 
selbst im Stich gelassen. Ja, die Herzöge von Bayern, voll 
steter Besorgniß vor den Vergrößerungsplänen des Hauses 
Haböburg, unterhandelten sogar, wiewohl vergeblich, durch Eck 
um einen Bund mit Sachsen und Hessen. Der König Ferdi- 
nand aber mußte, durch die Türken bedräugt, den Fürsten auf 
dem Reichstag zu Nürnberg einen Sicherheitsbrief geben, daß 
wegen ihrer Kriegshaudlung vor gebührlichem Verhör, auch recht- 
licher und gütlicher Erörterung gegen sie und ihre Einigungs- 
verwandte mit der That nichts vorgenommen und verhandelt 
werden sollte. Um sich aber auch für die Zukiuft sicher zu 
stellen, traten sie auf einem schweinfurter Convent 4. December 
1542 mit einer völligen Recusation gegen das Kammergericht 
hervor, dessen zugesagte Visitation und Reformation auf Befehl 
des Kaisers unterblieben war. Karl aber, zu dem Heinrich 
von Wolfenbüttel Hilfe suchend nach Italien geeilt, erklärte 
dem von Bayern mitgegebenen und viel von der Gefahr der
	        
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